Lee "Scratch" Perry verzeichnet heuer einen späten Höhenflug.

Foto: On U Sound

Lee "Scratch" Perry: "Heavy Rain"

Andere Musiker wissen mit 83 nicht einmal mehr ihren Namen. Lee "Scratch" Perry ist sich dessen sicher. Wenn ihm ein Songtext entfällt, rettet er sich gerne mit einer Variation seines Namens aus dem Schlamassel. Das geht im Reggae locker. Als Godfather des Genres hat er heuer einen späten Höhenflug zu verzeichnen: Im Sommer erschien das sehr gute Album Rainford, nun hat er mit dem Seelenverwandten Adrian Sherwood den Dubzwilling veröffentlicht: Heavy Rain. Mit dabei ist unter anderem Brian Eno mit dem selbstreferenziell benamsten Here Come The Warm Dreads. Eine Bank im Echostüberl.

Lee "Scratch" Perry - Topic

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Beck: "Hyperspace"

Schon das letzte Album war eher Entzugsprogramm denn Verführer. Das vor zwei Jahren erschienene Colors von Beck war ein blass-bleicher Rohrkrepierer. Ein Möchtegern-Popalbum von phänomenaler Ideenarmut. Das jetzt erschienene Hyperspace ist eine Spur besser. Zwar ist es lasch ohne Ende, doch der Fauler-Willi-Schmäh war Beck ja immer eigen, wir erinnern uns: Der Loser-Weltstar galt als berühmtester Slacker seiner Zeit. Leider wagt er sich auf Hyperspace zu wenig aus dem verklebten Synthesizer-versus-Akustikklampfe-Karton. Das ist am Ende ähnlich fad wie die Neue von den Flaming Lips.

BeckVEVO

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Bonnie "Prince" Billy: "I Made A Place"

Unser liebster Waldschrat hat nach langer Pause wieder ein Album mit Eigenkompositionen veröffentlicht. Das Verlangen danach war groß, vom Comeback des Jahres die Rede. Das war zweifach verwegen. Erstens war Bonnie "Prince" Billy nie weg – und dann enttäuscht I Made A Place doch beträchtlich. Keine Songs von jener existenziell anmutenden Schwere, wie sie dem Mann aus Kentucky früher aus dem Bart gefallen sind. Stattdessen konventioneller Country mit etwas Getröte. Als Trostpflaster könnte man sich John Prines The Tree Of Forgiveness aus dem Vorjahr auflegen. Das ist ein Album!

Drag City

(Karl Fluch, 9.12.2019)