Bild nicht mehr verfügbar.

Russland und die Olympischen Spiele – es kriselt.

Foto: Reuters/Snyder

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat hart durchgegriffen und Russland für vier Jahre der internationalen Sportbühne verwiesen. Im Folgenden die fünf großen Betrugsmaschen des Landes

SCHMIERGELD

1,5 Millionen Euro – diese Summe soll allein Walentin Balachnitschew, ehemaliger Präsident des russischen Leichtathletikverbands (Rusaf), gezahlt haben, um Athleten vor Dopingsperren zu bewahren. Lamine Diack, ehemaliger Präsident des Weltverbandes, muss sich auch deshalb im Jänner in Paris wegen "aktiver und passiver Korruption", "Geldwäsche in organisierten Banden" und "Veruntreuung" vor Gericht verantworten. Athleten wie Marathonläuferin Lilija Schobuchowa, die Geher Waleri Borchin, Olga Kaniskina, Sergej Kirdjapkin, Wladimir Kanaikin sowie Hindernisläuferin Julija Saripowa sollen von dem System profitiert haben. Borchin, Kaniskina, Kirdjapkin und Saripowa sind ihre Olympiasiege von Peking und London inzwischen aberkannt worden. Schobuchowa hatte erklärt, sich ihren Start bei Olympia in London mit 450.000 Euro erkauft zu haben.


Dopingexperte Hajo Seppelt äußerte sich am Montag in der "ZiB 2" zur Dopingsperre für Russland.
ORF

STAATLICHER EINFLUSS

Im sogenannten Moskauer Anti-Doping-Labor wurden unter dem Einfluss des Staates systematisch Proben russischer Athleten manipuliert, um positive Tests und damit Sperren zu verhindern. Zu diesem Schluss kam Wada-Sonderermittler Richard McLaren in seinem Bericht. Manchmal wurden positive Proben in der Datenbank einfach als negativ eingetragen, zwischen 2012 und 2015 seien so mehr als 500 positive Kontrollen reingewaschen worden. Mehr als 1000 russische Athleten in 30 Sportarten sollen von diesem staatlich gelenkten Dopingsystem profitiert haben.

LÖCHER IN DER WAND

Sotschi, Olympische Winterspiele 2014 – an der russischen Schwarzmeerküste erreichte das ausgeklügelte Dopingvertuschungssystem ein bis dahin nicht vorstellbares Ausmaß. Im Anti-Doping-Labor vor Ort wurde der Urin von gedopten russischen Athleten gegen sauberen Urin ohne Rückstände von Dopingmitteln durch ein Loch in der Wand ausgetauscht – mit Unterstützung des Inlandsgeheimdiensts FSB. Die Agenten hatten sogar eine Methode zum Öffnen und Schließen der Ampullen entwickelt, die eigentlich manipulationssicher sein sollten. Außerdem wurde der Alarm am Kühlschrank mit den Dopingproben manipuliert, wie Grigori Rodtschenkow, Kronzeuge der Wada, einmal sagte.

ERFUNDENE ÄRZTE

Seit November 2015 können russische Leichtathleten als neutrale Sportler an internationalen Wettkämpfen teilnehmen – wenn sie gewisse Bedingungen erfüllen. Zu ihnen gehörte bis kurz vor der EM 2018 in Berlin auch Danil Lysenko, doch dann wurde dem Weltklasse-Hochspringer dieser Status entzogen, weil er den Dopingermittlern seine Aufenthaltsorte für mögliche Tests nicht genannt hatte. Und jetzt wird es interessant: Denn Verbands-Offizielle sollen versucht haben, dem Hallen-Weltmeister mit illegalen Tricks zu helfen. So sollen Dokumente verfasst worden sein, die belegen, dass Lysenko zu krank gewesen sei, um sich ordnungsgemäß abzumelden. Diese Dokumente stammen angeblich von Ärzten, die es gar nicht gebe und die in einer Scheinklinik in Moskau gearbeitet haben sollen. Im Zuge der Affäre ist unter anderem Verbandspräsident Dimitri Schljachtin zurückgetreten, insgesamt wurden sieben Personen von der Integritätskommission AIU des Leichtathletik-Weltverbands gesperrt – weil sie die Ermittlungen behindert und "nicht kooperiert" haben.

MANIPULIERTE DATEN

Gefälscht, gelöscht, frisiert: Russland soll Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor massenhaft manipuliert haben. Eigentlich wollten die Wada-Experten über die Analyse der Unterlagen die Namen und die Zahl der gedopten Athleten in den Jahren 2012 bis 2015 herausfinden, aber das sollte offenbar verhindert werden. Nach Informationen der New York Times sind unter anderem offenbar über 15.000 Dateien gelöscht worden. Mindestens 145 Sportler sollen so geschützt worden sein. (sid, 9.12.2019)