Peter Sidlo will nicht den "schwarzen Peter" haben.

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Die Casinos Austria hat sich vergangene Woche zwar von ihrem Finanzvorstand Peter Sidlo getrennt, erledigt ist die Sache allerdings noch nicht. Der frühere blaue Bezirksrat in Wien-Alsergrund hat sich nun schriftlich an das Aufsichtsratspräsidium der Casinos Austria (Casag) gewandt, um seine Sicht der Dinge kundzutun. Man kann aus dem Schreiben ableiten, dass Sidlo einer Entschädigung nicht gänzlich abgeneigt sein dürfte.

Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner hat Post von Peter Sidlo erhalten.
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Sidlo räumt zwar ein, dass die mediale Berichterstattung über die Ermittlungen dem "Image der Casinos nicht förderlich waren und sind. Für diesen Imageverlust kann aber gewiss nicht ich ad personam verantwortlich gemacht werden." Der erst im Mai angetretene Manager, der in internen Dokumenten auch als "blaue Glücksfee" bezeichnet wurde, findet es bedauerlich, dass ihm nun der "schwarze Peter" zugeschoben werde.

"Nicht rechtmäßig"

Jedenfalls könne er keinen wichtigen Grund für seine Abberufung erblicken, heißt es in dem Brief, der dem STANDARD vorliegt. Verfehlungen seinerseits, die medial kolportiert worden seien, lägen nicht vor. Sidlo wörtlich: "Ich halte deshalb fest, dass die Abberufung aus meiner Sicht jedenfalls nicht rechtmäßig war und mir weiterhin die in meinem Vorstandsvertrag und im Aktiengesetz vorgesehenen Rechte/Ansprüche zustehen."

Damit dürfte der Ex-Vorstand die Aussagen des Unternehmens deutlich konterkarieren. Die Casinos hatten nach der Abberufung betont, dass Sidlos Vertrag ohne Abfindung aufgelöst werde. Allerdings gibt sich der Manager, der auch im Generalrat der Nationalbank sitzt, verhandlungsbereit: "Abschließend möchte ich Sie aber darauf hinweisen, dass ich für eine gütliche Bereinigung dieser Angelegenheit bereit bin. Falls seitens des Aufsichtsrats ein Interesse an konstruktiven Gesprächen besteht, können Sie gerne auf mich zukommen."

Sidlo gegen Lizenzen

Hintergrund der Abberufung waren und sind die Umstände von Sidlos Bestellung. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass die Postenbesetzung Teil eines Deals der FPÖ mit der Novomatic gewesen sei. Demnach seien dem niederösterreichischen Glücksspielkonzern Online-Lizenzen in Aussicht gestellt worden, wenn er sich für die Bestellung Sidlos einsetze. Sie erfolgte dann trotz der Gegenwehr des tschechischen Mitaktionärs Sazka.

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Die Aufräumarbeiten bei der Casinos Austria halten an.
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Verdächtig erscheint den Ermittlern unter anderem, dass die Besetzung erfolgte, obwohl der Personalberater Egon Zehnder laute Zweifel an der Eignung Sidlos für die Posten geäußert hatte. Alle Beteiligten weisen die Vorwürfe zurück, und es gilt die Unschuldsvermutung.

Kampf um Einfluss

Für Dienstag hat Sazka überdies eine außerordentliche Hauptversammlung beantragt. Allerdings hat sich das Begehr der Tschechen, Sidlo das Vertrauen zu entziehen und in der Folge abberufen zu lassen, eben am 2. Dezember erübrigt. Der Kampf um die Beherrschung von Aufsichtsrat und Casag geht vorerst aber weiter.

Novomatic hat eine Satzungsänderung auf die Tagesordnung genommen: Künftig soll jeder Aktionär Vertreter im Verhältnis seiner Anteile ins Kontrollgremium entsenden. Sazka ist dagegen, Novomatic braucht also die Öbag für ihren Plan. Der Grund für den Vorstoß hat einen Namen: Sazka. Denn, so heißt es im Antrag: "Bestimmte (Minderheits-)Aktionäre" seien zuletzt "versucht" gewesen, die vollständige Beherrschung der Casag zu erlangen, ohne Kapitalmehrheit. Die Unstimmigkeiten seien nicht im Interesse der Casag gewesen, das Verhältniswahlrecht sei allen gegenüber fair und verhindere "ein weiteres Taktieren um die Beherrschung des Aufsichtsrats und damit der Casag".

Für den Beschluss der Neuregelung reicht eine einfache Mehrheit, die Novomatic freilich nicht hat. Sie soll deshalb bei der Öbag Werbung für die vorgeschlagene Lösung gemacht haben. Ob die Staatsholding dafür empfänglich war und ist? Das wollte sie am Montag nicht verraten. (Renate Graber, Andreas Schnauder, 9.12.2019)