Hier im Bild, ein ungesalzenes Wiener "Mohnstriezerl". So sad!

Foto: Lukas Friesenbichler

Eine zentrale oberösterreichische Lebensweisheit lautet: Was sie in Wien unten an Salz auf den Mohnflesserln sparen, das pappen sie auf die Salzstangerl drauf. Wir kennen das auch als ostösterreichisches Lebensmotto: Zu wenig und zu viel, das ist des Narren Ziel. Die inneroberösterreichische Diskussion, mit was denn ein Mohnflesserl belegt gehört, ersparen wir uns mit den Beilagenessern in Wien ohnehin gleich. Es gehört selbstverständlich ein kaltes Bratl hinein, das man mit Essiggurkerl und Kren, und, falls es zu sehr staubt, mit Senf oder Butter flutschend machen kann.

Ich schreibe das, weil jedes Jahr wieder dieser Disput über das Salz auf den Flesserln bei uns alten Leuten auf Facebook ausbricht. Der Streit kommt so regelmäßig wie die Diskussion über das Lied Last Christmas. Also, auch auf die Gefahr hin, schon gleich hinter Linz einen Bruderkrieg auszulösen, muss hier klipp und klar gesagt werden: Natürlich gehört Salz auf ein Mohnflesserl! Punkt. Und aus.

Panieren tun sie auch gern

Hinter Linz heißt das Flesserl übrigens dann gleich einmal Weckerl. In Wien und im Waldviertel sagen sie überhaupt Striezel oder Striezerl dazu. Schließlich muss bei den Wienern alles verkleinert und verniedlicht werden. Panieren tun sie auch gern. Apropos verkleinern: Da müssen sich die Wiener angesichts der Größe der Portionen nun wirklich nicht vor uns Oberösterreichern verstecken. Das muss in aller Fairness auch einmal gesagt werden. Aber, wie schon beklagt: Sehr, sehr selten sieht man auf einem Flesserl Salz.

Exotisches wie Erdäpfel und Mehl

Wir müssen auch noch eine andere Frage klären: Ein kaltes Bratl tritt ja nicht einfach so in Kontakt mit einem gesalzenen Mohnflesserl. Vorher kommt es warm aus dem Rohr. Das führt uns zu den Knödeln. Bei diesem Thema kommt es ebenfalls regelmäßig zu einem mitunter steilen West-Ost-Gefälle. Ich will die Spannung jetzt nicht zu lange hinauszögern:

Zu einem Bratl gehört der Semmelknödel. Zu Feiertagen oder besonderen Anlässen wie einem Begräbnis oder einem Fünfer auf die Mathematikschularbeit des Kindes darf es auch einmal etwas Exotisches sein. Es gibt Völker jenseits der Enns, die machen Knödel aus Erdäpfeln oder – so wie im nördlichen Mühlviertel – gleich nur mit Mehl. Das sind Fremde im eigenen Land. Die Donau ist ein Grenzfluss. (Christian Schachinger, 10. 12. 2019)