Kunst, die einen picken hat. Cattelans "Comedian" auf der Art Basel Miami.

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Uff. Zuerst Banksy, der wie kein Zweiter mit Pseudogesellschaftskritik zu begeistern vermag, die so viel Tiefgang hat wie ein Kinderplanschbecken. Gerade hatte man die memefizierte Schredderei verdaut, kommt Cattelan mit seiner Banane daher. Seiner mit Gaffa an die Wand geklebten Arbeit gab er den Namen Comedian. Die Pointe zum Witz lieferte David Datuna, der die Banane aß, aber das ist hier eigentlich sekundär.

Die echte Verdauung passiert sowieso im Internet, wo selbstgebastelte Memes auf Basis der Cattelan’schen Banane zirkulieren. Sie zeigen allerhand Gegenstände (von einer Gurke bis zum Albumcover von The Velvet Underground & Nico) und Menschen (Trump!) an der Wand klebend. Natürlich greifen auch Unternehmen wie die Wiener Linien (mit einer an die Wand geklebten Jahreskarte) die virale Frucht für Likes in den sozialen Medien auf.

Künstler wie Cattelan oder Banksy sind sich dieser Mechaniken absolut bewusst. Ihre Arbeiten, zumindest diese beiden, sind für die virale Onlineverbreitung, für kurze Aufmerksamkeitsspannen optimiert. Es mag durchaus sein, dass die "Banksylans" dieser Welt mit ihren Arbeiten eigentlich Kritik an diesen Mechaniken äußern wollen. Nur hört die keiner im lauten Internet.

Kunst, die zum viralen Phänomen wird, wirkt sich gerade spürbar auf die Kunstproduktion im Allgemeinen aus. Kunst, die "instagrammable" ist, aus der man Memes machen kann, verdrängt weniger Plakatives und oft weitaus Wertvolleres – zuerst aus dem Internet, dann auch aus dem "echten Leben". Das mag dann wie die Banane herrlich konsumierbar sein, schmeckt aber etwas bitter. (Amira Ben Saoud, 11.12.2019)