Das Unabhängigkeitsreferendum in Bougainville geht nach einer zwei Wochen dauernden Abstimmungsphase in seine letzte Etappe. Am Dienstag startete Bertie Ahern die Auszählung der Stimmen in der Wahlzentrale in der Provinzhauptstadt Buka.

Der ehemalige Taoiseach Irlands ist Vorsitzender der Kommission für das Bougainville-Referendum (BRC). Das nicht bindende Referendum ist Teil des von internationalen Beobachtern begleiteten Friedensprozesses nach einem zehnjährigen Bürgerkrieg, der ein Zehntel der Bevölkerung der südpazifischen Insel das Leben kostete. Die Bewohner Bougainvilles konnten auf den Stimmzetteln zwischen zwei Antwortmöglichkeiten wählen und entweder für eine größere Autonomie von Papua-Neuguinea oder für die Souveränität stimmen. Letztlich entscheidet Papua-Neuguineas Parlament über die Frage.

"Gute Nachricht"

Die BRC überwacht den reibungslosen Ablauf des Referendums. "Die Abstimmung verlief im Geist des größeren Friedensprozesses, von dem dieses Referendum nur ein Teil ist. Es ist ein Verdienst aller – und es ist eine gute Nachricht, die auf der ganzen Welt weitererzählt werden wird", sagte Ahern.

Trotz der Sorgen vor möglicher neuer Gewalt verlief das Referendum in einem friedlichen, zum Teil sogar festlichen Rahmen. Rund 85 Prozent der registrierten Wähler beteiligten sich zwischen 23. November und 7. Dezember an der Abstimmung, nun müssen 181.067 Stimmen aus den insgesamt 249 aus allen Teilen der Insel in die Hauptstadt zurückgebrachten Urnen ausgezählt werden.

249 Wahlurnen müssen ausgezählt werden.
Foto: AFP PHOTO /BOUGAINVILLE REFERENDUM COMMISSION/JEREMY MILLER

Ahern lobte die Beteiligten – tausende für die Abstimmung und die Auszählung Verantwortliche –, die den Ablauf des Referendums erst möglich gemacht hätten: "Alle haben mit Unterstützung der Vereinten Nationen, der internationalen Gemeinschaft und der Berater ihren Beitrag geleistet."

Schwierige Organisation

Die Abstimmung lief unter erschwerten Bedingungen ab, erklärte Ahern: "Es ist eine heiße und harte Arbeit, mit Wahlurnen am Rücken Berge hinauf- und hinunterzugehen, entfernte Atolle zu besuchen und schlechte Straßen und Kommunikationsnetze zu meistern."

Die Abstimmung verlief zum Teil in einer festlichen Stimmung.
Foto: APA/AFP/Kerton

Tatsächlich wurde vonseiten der autonomen Regierung ein betont großer Wert darauf gelegt, auch den Menschen in abgelegenen Gebieten die Teilnahme zu ermöglichen. Zu Unregelmäßigkeiten kam es während des Referendums kaum.

Blindem wurde Abstimmung zunächst verweigert

Wenige Tage vor Ende der offiziellen Abstimmungsmöglichkeit wurde jedoch berichtet, dass einem blinden Wähler, dem Braillelehrer Tarcisius Binna, die Teilnahme verweigert wurde. Sein Name sei nicht auf der Wählerliste gestanden, obwohl er sich zuvor eingetragen hatte. Für diesen Fall wäre aber eigentlich vorgesehen, die betreffende Person provisorisch auf die Liste mitaufzunehmen.

John Sisiesi von der Wahlbehörde entschuldigte sich nach Bekanntwerden des Vorfalls: "Das hätte nicht passieren dürfen, und es tut uns leid, dass es geschehen ist." Binna war im Alter von vier Jahren infolge einer Malariainfektion erblindet. Ihm und zwei weiteren sehbehinderten Wählern wurde kurz vor Abstimmungsende die Abgabe ihrer Stimme doch noch ermöglicht. "Trotz des Vorfalls im Wahllokal bin ich sehr glücklich, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, mein demokratisches Recht zu nutzen, obwohl ich blind bin", erklärte Binna nach der Abgabe seiner Stimme. (Michael Vosatka, 10.12.2019)