Ihre Werkzeuge, die Apps und Geräte im großen Stil und automatisch auf solche Sicherheitslücken und die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien überprüfen sollen, stellt Martina Lindorfer öffentlich zur Verfügung.

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Auch Mobiltelefone sind nicht vor Viren und anderen Schadprogrammen gefeit: Sie sind ein interessantes Angriffsziel, um persönliche Daten oder Rechenleistung anzuzapfen, damit etwa Kryptowährungen generiert werden können. "Benützer installieren zum Beispiel eine Fotografie-App, ohne zu wissen, dass sie im Hintergrund etwas ganz anderes macht", sagt Martina Lindorfer, Assistenzprofessorin an der TU Wien.

Lindorfer forscht in der Privacy & Security Group zu automatisierter Erkennung und Abwehr solcher Schadprogramme. Zwar werden Apps aus Google Play oder Apple Store regelmäßig überprüft und sind somit meist sicher. Kommt das Schadprogramm aber trotzdem aufs Handy – etwa wenn Anwendungen aus anderen Quellen geladen werden –, ist die Abwehr im Moment noch sehr schwierig.

Und auch wenn das Programm keinen direkten Schaden anrichtet, kann es trotzdem ungewollte Folgen für die Smartphone-User haben: "Das Hauptproblem ist, dass legitime Apps im Hintergrund Daten sammeln", sagt Lindorfer. "Darum benützen wir Techniken, die wir eigentlich zum Auffinden von Schadprogrammen entwickelt haben, auch hierfür."

Daten für Werbezwecke genutzt

Oft mangle es an Bewusstsein für diese Prozesse und deren Relevanz. Nutzer willigen etwa ein, ihren Standort zu teilen, oder geben andere Daten freiwillig her. Im Hintergrund werden diese Daten aber oft an dritte Parteien weitergeleitet, die sie für Werbezwecke nutzen. Unverständliche Datenschutzrichtlinien machen die Sache nicht besser. Die Verantwortung, transparenter zu werden, liege deshalb bei den Herstellern, so Lindorfer.

Ihre Werkzeuge, die Apps und Geräte im großen Stil und automatisch auf solche Sicherheitslücken und die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien überprüfen sollen, stellt Lindorfer öffentlich zur Verfügung: "Ich finde, das ist die Aufgabe der Universitäten. Denn große Konzerne veröffentlichen ihre Forschungsergebnisse in diesem Bereich vermutlich nur ungern." Langfristig ist es daher auch ihr Ziel, mit Rechts- und Datenschutzexperten zu kooperieren.

Lindorfer selbst entdeckte ihre Vorliebe für Technik erst relativ spät, als sie an einer Linzer Handelsakademie ein Fach zu Textverarbeitung besuchte. "Ich wollte dann ganz genau wissen, was da im Hintergrund passiert." Besonders überrascht war sie dabei auch, wie kreativ die Arbeit ist.

"Viele Leute stellen sich Programmieren als langweilige Arbeit vor, bei der man alleine vor dem Bildschirm sitzt und vor sich hin tippt. Dabei gibt es so viele verschiedene Bereiche, in denen man arbeiten kann." Das zu vermitteln und Identifikationsfiguren, gerade für junge Frauen, zu schaffen komme immer noch zu kurz.

Der Hedy-Lamarr-Preis, der Lindorfer Anfang November von der Stadt Wien überreicht wurde und österreichische Frauen für innovative Leistungen in der Informatik auszeichnet, ist ein Weg, um das zu tun. "Ehrlich gesagt ist es oft hart, als einzige Frau in einer Vorlesung zu sitzen. Ein Frauennetzwerk zum Austauschen, wie es das auch rund um die Preisträgerinnen gibt, kann hier sehr hilfreich sein." (Katharina Kropshofer, 17.12.2019)