Der Gemeinderat Karl Baron sorgt in der Wiener FPÖ für Unruhe.

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Karl Baron verhalte sich "wie ein Geisterfahrer, der sich über den Gegenverkehr aufregt". Das sagte der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp am Montag, nachdem der 57-Jährige auf Betreiben der blauen Parteispitze als Chef der Freiheitlichen Wirtschaft Wien abgewählt worden war. Geisterfahrer ist Baron in den Augen der FPÖ-Spitze, weil er sich nach wie vor für Nepps Vorgänger Heinz-Christian Strache starkmacht. Doch Gegenverkehr ist Baron von seiner größten Leidenschaft her nicht gewohnt: dem Motorsport.

Als Sohn einer Unternehmerfamilie aus der Transportbranche entwickelte der Wiener schon in jungen Jahren ein Interesse für Autos und ging mit 18 zum ersten Mal bei einem Rennen im Renault-Cup an den Start. In den folgenden 25 Jahren sollten es noch einige Teilnahmen mehr werden – etwa bei der Tourenwagen-Europameisterschaft und bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) am Hungaroring. Ein Highlight war der erste Platz beim Nachtrennen in Brünn 1998, den Baron im Duo mit dem bekannten Motorsportler Dieter Quester auf einem BMW M3 errang.

Ferrari in der Garage

Privat wie beruflich setzt der FPÖ-Politiker allerdings auf eine andere Marke. In der Garage steht ein Ferrari F430, der schon allein deshalb perfekt serviciert ist, weil die nächste Ferrari-Werkstatt Baron selbst gehört, genauso wie eine Lkw-Firma, die sich um die Entsorgung von Bauschutt kümmert. Am Geld mangelt es also nicht, wodurch auch Barons eigenwilliges Agieren im FPÖ-Klub erklärbar wird: Er ist auf sein Gehalt als Gemeinderat nicht angewiesen.

Seit Wochen bringt Baron nun seine Kollegen ins Schwitzen, weil er sich offen für Straches Rückkehr an die Spitze ausspricht, obwohl alle Parteigranden dessen Ausschluss fordern. Er sei mit Strache seit 20 Jahren befreundet, erzählt Baron. Immer wieder verbrachten die beiden Kurzurlaube in Velden am Wörthersee, wo Baron einen Zweitwohnsitz besitzt. Nur in den letzten Jahren, als Strache Vizekanzler war, hätten sie einander "aus den Augen verloren, weil der Heinz kaum mehr Zeit hatte".

Wenn er verzichtet, rückt Strache nach

Mittlerweile hat Strache wieder Zeit – zu viel Zeit, wie auch blaue Kritiker unken. Er drängt zurück auf die politische Bühne und könnte dabei auf seinen alten Freund zukommen. Wenn Baron nämlich sein Mandat im Wiener Gemeinderat zurücklegt, rückt jemand von der FPÖ-Liste nach. An erster Stelle auf dieser Liste steht Heinz-Christian Strache. (Theo Anders, 10.12.2019)