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Die von Jürgen Klopp trainierten Reds aus Liverpool wurden ihrer Favoritenrolle gerecht.

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Mohamed Salah besorgte die Entscheidung zum 2:0 mit einem wahren Kunststoß.

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Erling Braut Haland netzte in fünf Spielen acht Mal, im letzten und entscheidenden Gruppenspiel ging er leer aus.

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Salzburg – Der FC Salzburg hat am Dienstagabend mit einem 0:2 gegen Liverpool das Achtelfinale der Champions League verpasst und spielt damit im Frühjahr im Sechzehntelfinale der Europa League weiter. Denn die Ausgangslage vor dem Spiel gegen den Titelverteidiger war deutlich und schwer genug: siegen oder fliegen. Im Vergleich zum 4:1 in Genk rutschte aufseiten der Hausherren nur der wieder fitte Stürmer Erling Haaland statt Patson Daka in die Startelf. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp warnte vor dem Spiel mehrfach vor einem "Endspiel" für seine Reds. Und er musste es wissen, hatten sie doch im Juni den Henkelpott gewonnen.

Fulminanter Beginn

Diese Endspielstimmung herrschte auch vor dem Showdown. Eine Band spielte "We Will Rock You". Die Stadionregie begleitete die Mannschaften noch mit dem AC/DC-Klassiker "Highway to Hell" aufs Spielfeld. Ähnliches, nämlich "Was zur Hölle?", muss sich Virgil van Dijk nach einer Minute gedacht haben, als er bereits zweimal in höchster Not im eins gegen eins retten musste. Nach 20 Sekunden gegen Erling Haaland, wenig später gegen Hee-Chan Hwang.

In der dritten Minute bekam Liverpool den Ball nur mit Mühe aus dem Strafraum. Enock Mwepu zog aus 20 Metern ab. Torwart Alisson musste erstmals eingreifen. Im Gegensatz zum Hinspiel (3:4) war früh klar: Diesmal verschlafen die Bullen nicht die erste Halbzeit. Aber so was von nicht. In der fünften Minute stellte sich Liverpool offensiv vor: Salah nahm einen Steilpass an, als hätte er Uhu am Schuh. Goalie Cican Stankovic parierte stark. 7. Minute: Verwirrung im Liverpool-Strafraum. Hwang scheiterte rechts an Alisson, Minamino vergab den Nachschuss. Im Gegenzug schlenzte Mane das Leder vom Sechzehner am rechten Eck vorbei.

Offener Schlagabtausch

Die Partie prüfte bis dahin die Augen der 29.520 Zuschauer wie bei einem Tennismatch, so oft ging's hin und her. Van Dijk zeigte mehrmals, warum er zurzeit als bester Verteidiger der Welt gilt. Ein offener Schlagabtausch. Nächste Kostprobe in der 20. Minute, bei einer Triplechance für die Reds: Der Ex-Salzburger Mane scheiterte links im Strafraum an Stankovic. Im Chaos zogen Naby Keita und Trent Alexander-Arnold ab – geblockt.

Salzburg lief weiterhin unermüdlich an. Hwangs und Haalands Schüsse links versetzt im Strafraum waren aber zu unplatziert und dankbare Goalie-Beute. Nach einer halben Stunde die beste Möglichkeit der ersten Halbzeit: Salzburg stand offen, Keita legte quer und Salah schoss völlig freistehend rechts am Tor vorbei. Den Freistoß von der Strafraumgrenze (34.) haute er noch deutlicher drüber. Auch Salzburgs Mwepu (41.) versuchte es aus der Distanz per Gewalt: Zu zentral. Keitas (45.) Pingpong-Einlage nach Stankovic-Parade strich am Pfosten vorbei.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in der Pause hieß es Aufwärmen für die Zuschauer. Ob die Spieler Wärme brauchten, blieb angesichts des Tempos im ersten Durchgang offen. Und es ging so weiter: Erst schoss Salah vom Elferpunkt drüber, dann (50.) wollte der Ägypter Stankovic überdribbeln – nicht mit dem Salzburg-Goalie. Im Gegenzug wurde Haaland tief geschickt und feuerte die Kugel ans Außennetz.

Doppelschlag

Und dann das jähe Ende der Salzburger Hoffnungen (57.): Mane dribbelte sich links durch, Stankovic kam weit heraus. Flanke über ihn hinweg zum Elfmeterpunkt – Keita köpfelte ins verwaiste Tor. 99 Sekunden später: Salah auf Reisen, er lief an Stankovic vorbei und schoss aus unmöglichem Winkel, Höhe Toroutlinie, abermals ins leere Tor. Erstmals an diesem Abend waren die 1.600 Liverpool-Fans zu vernehmen. Salzburg lief weiterhin beherzt an, konnte Liverpool aber nicht mehr unter Dauerdruck setzen. Die Gäste konterten mehrmals gefährlich und hatten die Partie im Griff. Minamino (74.) scheiterte noch im Strafraumgetümmel mit einem abgefälschten Schuss. Wenig später war Stankovic gegen Salah zur Stelle (77.). Mane verabschiedete sich in der 89. Minute freistehend mit einem Schuss übers Gehäuse. Schlusspfiff.

Salzburgs Trainer Jesse Marsch lobte hernach die respektable Leistung. "Wir sind in diesem Moment enttäuscht, Liverpool war ein Topgegner, aber die Jungs haben alles gegeben. Chapeau an Liverpool, das ist ein Topgegner, vielleicht die beste Mannschaft der Welt. Wir waren so nah dran, aber dann doch weit weg."

Verbale Rosen von Klopp

Liverpool-Coach Jürgen Klopp streute den Salzburgern und seiner Elf Rosen: "Vor Salzburg hatte ich vor dem Spiel viel Respekt, auch schon vor dem ersten Spiel. Nach diesem Spiel könnte er nicht größer sein. Viele Menschen sagen, sie sind die beste Mannschaft in Österreich, das ist im Fußball kein Maßstab. Aber wie sie sich präsentiert haben: so schlau. Super war, wie meine Mannschaft das angenommen hat. Wir hatten richtig gute Chancen, hätten höher gewinnen können. Das wäre der Leistung von Salzburg aber nicht gerecht geworden. Es war ein tolles Fußballspiel. Ich war so relaxt wie immer. Der Fußball, der heute gespielt wurde, war richtig stark."

"Es war eine klassische Partie, die das Team gewinnt, das das erste Tor macht", sagte Salzburg-Verteidiger Maximilian Wöber. "Die 99 Sekunden waren bitter. Aber das ist Liverpools individuelle Klasse. Sprint, Haken, Traum vorbei." Aus dem Stadion hallte noch die Liverpool-Hymne "You'll Never Walk Alone". In der Tat nicht: Napoli begleitet die Reds nach einem 4:0 gegen Genk ins Achtelfinale der Königsklasse. (Andreas Gstaltmeyr aus Salzburg, 10.12.2019)

Champions League, Gruppe E, 6. Runde, Dienstag

Red Bull Salzburg – Liverpool 0:2 (0:0)
Red-Bull-Arena, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Danny Makkelie (NED

Torfolge:
0:1 (57.) Keita
0:2 (58.) Salah

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Onguene, Wöber, Ulmer – Minamino, Mwepu, Junuzovic (68. Daka), Szoboszlai (89. Ashimeru) – Hwang, Haaland (76. Okugawa)

Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, Lovren (53. Gomez), Van Dijk, Robertson – Keita (87. Origi), Henderson, Wijnaldum – Salah, Firmino (75. Milner), Mane

Gelbe Karten: keine bzw. Mane