Buka – Ursprünglich waren die Ergebnisse des Unabhängigkeitsreferendums in Bougainville erst für 20. Dezember erwartet worden, doch dann ging es rasant: Nicht einmal 24 Stunden nach Beginn der Auszählung veröffentlichte die Kommission des Bougainville-Referendums (BRC) unter ihrem Vorsitzenden, dem ehemaligen Taoiseach Irlands, Bertie Ahern, am Mittwoch das amtliche Endergebnis.

176.928 Wähler stimmten demnach für die Unabhängigkeit von Papua-Neuguinea. Das sind mehr als 98,3 Prozent der gültigen Stimmen. Nur 3.043 entschieden sich für die andere Antwortmöglichkeit, die eine größere Autonomie verlangt. "Die Feder ist mächtiger als das Schwert", sagte Ahern in Buka. Die Verkündigung der Ergebnisse wurde von Jubel und Applaus begleitet.

Das Referendum ist nicht bindend, die Letztentscheidung liegt beim Parlament Papua-Neuguineas in Port Moresby. Der bei der Veröffentlichung anwesende Minister für Bougainville-Angelegenheiten Papua-Neuguineas, Sir Puka Temu, erinnerte deshalb die Anwesenden daran, dass die Autorität über die Entscheidung beim Parlament liege. Temu bezeichnete das Ergebnis aber als "glaubwürdig".

Die Veröffentlichung des Ergebnisses wurde von Jubel begleitet.
Foto: Serahphina Aupong/U.N. in PNG via A

Das Referendum ist Teil des Friedensprozesses in Bougainville. In einem zehnjährigen Konflikt zwischen der einheimischen Bevölkerung und Truppen Papua-Neuguineas starben in den Jahren 1988 bis 1998 20.000 Menschen, rund ein Zehntel der Bewohner Bougainvilles. Tausende weitere wurden vertrieben und flüchteten in benachbarte Staaten wie Australien und die Salomonen.

Schwierige Bedingungen

Das Referendum war mehrfach verschoben worden, es wurde befürchtet, der Konflikt könnte wieder aufflammen. Doch die Abstimmung verlief friedlich und ohne gröbere Probleme – trotz schwieriger Rahmenbedingen, da eine Infrastruktur auf der zu der Gruppe den Salomon-Inseln gehörenden Insel Bougainville in weiten Bereichen so gut wie nicht vorhanden ist.

Mehr als 98 Prozent stimmten für die Unabhängigkeit von Papua-Neuguinea.
Foto: APA / AFP / NESS KERTON

Umso mehr können sich die Zahlen des Referendums auch im internationalen Vergleich sehen lassen. Die Beteiligung von 85 Prozent der registrierten Wähler ist die höchste unter allen bisherigen Abstimmungen und Wahlen in Papua-Neuguinea. Von den 181.067 abgegebenen Stimmen waren nur 1.096 ungültig. Dabei waren 25 Prozent der eingetragenen Wahlberechtigten Erstwähler. Fast die Hälfte der registrierten Wähler ist weiblich.

Die BRC achtete bei der Abhaltung des Referendums auf eine breite Basis der Wählerliste. In allen Regionen Bougainvilles wurde die Eintragung ermöglicht, sogar eine Briefwahl wurde als Option angeboten. Auch Bougainviller im Ausland konnten teilnehmen. (Michael Vosatka, 11.12.2019)

Bougainvilles Präsident John Momis, Kommissionsvorsitzender Bertie Ahern und Papua-Neuguineas Bougainville-Minister Sir Puka Temu mit der Urkunde zum Referendum.
Foto: Bougainville Referendum Commission/Jeremy Miller/Handout
Das Referendum hatte im November begonnen und erstreckte sich über zwei Wochen. Auch den Upes – junge Männer, die im Zuge ihrer Initiation längere Zeit abgeschieden von ihren Gemeinschaften leben – wurde die Teilnahme ermöglicht.
Foto: APA / AFP / Bougainville Referendum