Boris Johnson (re.) kann immer noch mit dem besten Ergebnis seit Margaret Thatcher rechnen – auch wenn der Vorsprung auf Jeremy Corbyn (li.) geringer wird.

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London/Menlo Park – Kurz vor der britischen Parlamentswahl am Donnerstag sieht eine letzte Umfrage einen schrumpfenden Vorsprung der Tories von Premierminister Boris Johnson. In der am Dienstagabend veröffentlichten Umfrage des Instituts Yougov sagten 43 Prozent, sie wollten für die Konservativen stimmen, 34 waren für die oppositionelle Labour Party.

Das würde 339 Mandate für die Konservativen bedeuten, 20 weniger als bei der Yougov-Umfrage von Ende November. Damals hatte die Erhebung noch eine Mehrheit von 68 Abgeordneten für die Konservativen ergeben, nun sagen die Berechnungen nur noch einen Vorsprung von 28 Mandaten voraus. Labour bekäme demnach 231 Sitze und hätte sich damit um 20 Prozentpunkte verbessert, berichtete die "Times" aus den Umfrageegebnissen.

Genug Sitze für Brexit

Dennoch würde ein solches Ergebnis bei der Zahl der Unterhaussitze das beste Abschneiden der Konservativen seit 1987 bedeuten, betonte Yougov. Johnson hätte damit eine ausreichende Mehrheit, um den EU-Austritt umzusetzen.

Angesichts der Fehlermarge der Umfrage könne die Zahl der Tories-Sitze allerdings bei 311 bis 367 liegen – ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse sei also nicht völlig ausgeschlossen. Taktische Wahlentscheidungen und der jüngste Trend zugunsten Labours könnten alles verändern.

Noch alles offen

Ein sogenanntes "hung parliament" – eine Sitzverteilung, die keiner der beiden großen Parteien eine Regierungsbildung aus eigener Kraft ermöglicht – kann der Umfrage zufolge nicht ausgeschlossen werden. Für die Erhebung im Auftrag der "Times" wurden mehr als 100.000 Menschen über einen Zeitraum von sieben Tagen einschließlich Dienstag befragt. Die Ergebnisse wurden anschließend für alle Wahlkreise in Großbritannien mit Ausnahme Nordirlands entsprechend lokaler Besonderheiten in der Bevölkerungsstruktur hochgerechnet.

Johnson hatte vorgezogene Neuwahlen ausgerufen, nachdem er im Streit um den Brexit seine Mehrheit im Parlament verloren hatte. Seinen Wahlkampf konzentrierte er vor allem auf sein Versprechen, den EU-Austritt zum 31. Jänner zu vollziehen. (APA, AFP, 11.12.2019)