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Ryanair-Chef Michael O'Leary mit Laudamotion-Chef Andreas Gruber. Der Tenor der beiden Chefs: Alles paletti in Wien. Und was nicht ist, soll noch werden.

Foto: Reuters/Föger

Wien – Um 9,90 Euro ins Blaue: Für Schnellentschlossene hat Ryanair-Chef Michael O'Leary wieder ein Lockangebot mitgebracht. Nach Wien angereist ist er aber, um gemeinsam mit Laudamotion-Chef Andreas Gruber mehrere Botschaften zu deponieren. Die wichtigste ist wohl, die sich zuletzt häufende Kritik, auf Mitarbeiter werde Druck ausgeübt, zu entkräften. "Wird ein Mitarbeiter krank, wird er nicht gefoltert, sondern aus dem Dienstplan genommen", kontert O'Leary Vorwürfen der Gewerkschaft und der Pilotenvereinigung. Zur Flugsicherheitsbehörde Austro Control habe man ein gutes Verhältnis, "auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind".

Was die "erhöhte Aufsicht" betrifft, die die Austro Control der Ryanair-Tochter beim Wartungsbetrieb angedeihen lassen will, so wiegelt O'Leary ab: das Ausmaß der Aufsicht sei einmal niedriger, einmal höher – im Airline-Business ganz normal. Was die Betriebsratswahl im Oktober betrifft, so bleibt O'Leary dabei: Sie sei ungültig gewesen, der Betriebsrat illegal. Die 450 Mitarbeiter in Wien seien aufgerufen, einen neuen zu wählen.

Wartung und Kundenservice ausgelagert

Ansonsten gehe der Umbau bei der Austrotochter zügig vonstatten, betont O‘Leary und listet auf: Flugzeugwartung wie Flugbetriebssteuerung (Operations-Control) und Kundenservice wurden an die irische Mutter outgesourct. Die Hotline wird von einem Callcenter in Madrid betreut. Um pünktlicher zu werden, stehen zwei Ersatzflieger bei etwaigen Ausfällen bereit. Daneben habe man einige Manager ausgetauscht, unter anderem den Chefpiloten.

An den aggressiven Wachstumsplänen änderten die kleineren und größeren Schwierigkeiten nichts, sind sich Gruber und O‘Leary einig. Letzterer geht davon aus, dass sich der aggressive Preiskampf in Wien im kommenden Jahr abschwächen werde. Eine Einschätzung, die auch der ungarische Konkurrent Wizz Air jüngst vertreten hat. "Aus Erfahrung wissen wir, dass eine Strecke nach ungefähr drei Jahren ihr volles Potenzial ausschöpft", sagte Wizz-Air-Manager Stephen Jones in Wien.

Mit den billigsten Preisen Richtung Gewinnschwelle

Während der ungarische Billigflieger nach eigenen Angaben die Gewinnschwelle in Wien bereits erreicht hat, strebt O'Leary dieses Ziel weiterhin für kommendes Jahr an. Die Preise der Konkurrenz will man man dennoch unterbieten: 27 Prozent höher seien sie im Schnitt beim ungarischen Konkurrenten, rechnet Gruber vor. O`Leary stellt noch eine andere Rechnung an: Steige der Durchschnittspreis je Ticket von derzeit 37 Euro (Oneway-Flug) bei Laudamotion nur um vier Euro, wäre man haarscharf aus den roten Zahlen, bei einem Anstieg um fünf Euro gehe sich Gewinn aus.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Ryanair-Tochter wie berichtet einen Verlust von rund 80 Millionen Euro, nach ungefähr 150 Millionen Euro im ersten Jahr. Einmal mehr betont O`Leary die Absicht, die AUA 2020 zu überflügeln. Der Laudamotion-Mitarbeiterstand soll im kommenden Jahr um 140 Piloten und 300 Flugbegleiter steigen, ein Teil davon soll als Leasingpersonal bei Crewlink und ein Teil direkt angestellt werden, wiederholt Laudamotion-Chef Andreas Gruber, was O`Leary vor einigen Wochen angekündigt hat.

Laudamotion übernimmt zudem die saisonale Basis in Zadar, Kroatien, von der Mutter Ryanair und stationiert dort drei Airbus A320. Die Laudamotion-Flotte wächst damit nächsten Sommer nicht auf 35, sondern auf 38 Jets. (rebu, 11.12.2019)