Foto: Karin Riss

Eigentlich wollten sich alle bereits dem Partytalk zuwenden, da ergriffen Dienstagabend bei einem Botschaftsempfang in Madrid drei junge Aktivistinnen das Mikrofon – gerade als Umweltministerin Maria Patek, anlässlich der Klimakonferenz in Spanien persönlich vor Ort, aufgehört hatte, die österreichische Klimapolitik zu loben. Seit Jahren wisse man über das Problem der Erdüberhitzung Bescheid, erklärte Patek eben noch fast ein wenig stolz – ein aufgelegter Elfmeter für die verärgerten Schülerinnen.

Wortführerin Chiara Schlager suchte Linderung im Zynismus: "Das wirklich Interessante daran, und dafür wollen wir uns bedanken, ist, dass die ganze Verantwortung auf uns Jugendlichen lastet – und dass nichts getan wird. Dass immer nur diese Reden geschwungen werden." Also wurde der Ministerin ein rot eingebundener Forderungskatalog übergeben, dann war der Spuk auch schon wieder vorbei. Denn Patek, die Übergangsministerin, schlüpfte schnell in die Rolle einer Profipolitikerin, bedankte sich "herzlich" bei den Jungen für ihre Engagement – und drückte die Mappe ihrer Assistentin in die Hand.

Weg und Ziel

Die 15-jährige Chiara Schlager ist Teil einer von den "Teachers for Future" zusammengetrommelten Gruppe, die zur Jugendklimakonferenz im Lycée français in Madrid angereist sind. Dass sie bei der Finanzierung ihrer Reise auch vom Flughafen Wien gesponsert werden, verschleiern die bei Fridays for Future aktiven Jugendlichen nicht. Der Weg war in diesem Fall nicht das Ziel. Ihnen gehe es wie den restlichen rund 500 Teilnehmern diverser Nationen darum, ihre Forderungen am Freitag an die Politiker bei der Weltklimakonferenz zu übergeben – und damit den Druck aufrechtzuerhalten.

"Wir werden nicht aufhören, euch an eure Pflicht zu erinnern", formuliert es eine junge Aktivistin, die per Videobotschaft am Jugendkongress teilnimmt – gemeinsam mit anderen war sie bereits auf dem Weg nach Chile, als die Klimakonferenz wegen der dortigen Unruhen nach Spanien verlegt wurde. Auf dem Podium im Lycée erklärt eine Diskutantin: "Wir werden den Politikern weiter auf die Nerven gehen." Mancher auf der Bühne legt es auch ein wenig radikaler an: "Die Erwachsenen kümmern sich nicht um die Zukunft, die sterben ohnehin bald."

Was die jungen Österreicherinnen besonders aufregt, ist, dass einige von ihnen noch nicht einmal das Recht haben zu wählen. Also müsse man sich auf anderem Weg für die Weltrettung engagieren. (Karin Riss, 11.12.2019)