Die Organisation Abaad hat das Video produziert.

Foto: Screenhot / Facebook

Beirut – Im arabischen Raum ist der Hashtag #MeToo längst nicht so verbreitet wie in Europa und den USA. Im Libanon will eine Organisation nun mit einem Rap-Video auf sexuelle Übergriffe gegen Frauen aufmerksam machen.

"Ich bin die Ehefrau, die Schwester, die Mutter, die Tochter, deren Rechte weggeworfen werden, der Körper vergewaltigt", heißt es im diese Woche veröffentlichten Video, das bis Sonntag auf Facebook mehr als 1,3 Millionen Mal geklickt wurde. "Lass deine Finger von mir und behalte deine Scham für dich."

In vielen Ländern des Nahen Ostens steht es um die Rechte von Frauen bis heute schlecht. Sexuelle Gewalt gegen Frauen wird teilweise sogar gesetzlich ermöglicht: So stehen Vergewaltigungen innerhalb der Ehe etwa in Algerien, Marokko, Ägypten oder dem Irak nicht unter Strafe. Vergewaltiger konnten einer strafrechtlichen Verfolgung auch lange entgehen, indem sie ihre Opfer heirateten und die Frauen damit vor dem gesellschaftlichen Stigma um unehelichen Sex bewahrten. Regierungen in Tunesien, Jordanien und dem Libanon reformierten ihr Strafrecht etwa erst 2017, um dieses Schlupfloch zu schließen.

Video für alle Frauen in de Region

"Überlebende sexueller Gewalt werden beschuldigt, getadelt und an den Pranger gestellt, während Täter entlastet werden", sagte Ghida Anani von der Organisation Abaad, die das Video produziert hat. Das "patriarchalische System" halte Frauen davon ab, an allen Bereichen des Lebens teilzunehmen. Das für den arabischen Raum ungewöhnliche Video richtet sich an Frauen im Libanon und der Region insgesamt.

Unter dem Hashtag #MeToo berichten Frauen im Internet weltweit von sexueller Belästigung und Missbrauch. Bekannt wurde das Schlagwort im Oktober 2017 durch die Affäre um den ehemaligen Filmproduzenten Harvey Weinstein in den USA, dem Dutzende Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen haben. Im Zuge der #MeToo-Bewegung wurden auch Vorwürfe gegen andere prominente Männer laut. (APA, dpa, 12.12.2019)