Das "ZiB"-Duo Susanne Höggerl und Johannes Marlovits könnte künftig länger moderieren.

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Wien – ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bastelt weiter an der Neuaufstellung der ORF-Nachrichten. Nachdem er am Montag angekündigt hatte, einen Teil der ORF-1-Infomannschaft in die ORF-2-Information zu holen, sprach er am Donnerstag von Überlegungen, das Nachrichtenflaggschiff "Zeit im Bild 1" zu reformieren.

Derzeit dauere die Nachrichtensendung 18 Minuten, sagte Wrabetz am Rande der ORF-Stiftungsratssitzung zu Journalisten, da gingen sich etwa keine Interviewstrecken aus. Die "ZiB 1" um 19.30 Uhr ist in ORF 2 in ein enges Korsett gepresst. Im Anschluss stehen der Wetterbericht, der Kurzsport und die "Seitenblicke" mit ihren jeweiligen Werbeblöcken auf dem Programm.

Ob es Überlegungen gebe, beispielsweise die Sportnachrichten in Richtung ORF 1 zu verlagern, wollte er nicht kommentieren. Eine Maßnahme, die den Hauptnachrichten mehr Sendezeit bringen würde. Es werde "ergebnisoffen" diskutiert. Eine Entscheidung soll Ende Jänner 2020 fallen. Eine 1:1-Durchschaltung auf ORF 1 plane er jedenfalls nicht, sagte Wrabetz. Die "Zeit im Bild" wurde bis ins Jahr 2007 auf beiden Hauptkanälen gesendet.

Warten auf den ORF-Player

Thema in der Stiftungsratssitzung am Donnerstag war auch die Digitalisierung. Auf einen genauen Starttermin für den angekündigten ORF-Player wollte sich Wrabetz nicht festlegen lassen. Es werde keinen Big Bang geben, sondern es sei ein laufender Prozess, der die Implementierung von insgesamt zehn Modulen umfasse. Der ORF-Player ist unter Führung des ORF-Strategen Franz Manola als Streamingplattform mit Social-Media-Funktionen konzipiert. Darauf Platz finden sollen sämtliche ORF-Programme, aber auch die TVthek oder die TV-Plattform Flimmit.

Der ORF pocht auf eine Gesetzesänderung, die es ihm erlaubt, etwa Videos rein für Online zu produzieren. Fallen soll auch die Regelung, dass der ORF seine eigenen Inhalte nur sieben Tage lang in der TVthek zeigen darf. Um den ORF-Player auch vermarkten zu können, wünscht sich der ORF ein Ende der Targeting-Beschränkungen im Bereich Onlinewerbung. Wrabetz sieht beim Digitalpaket jedenfalls die nächste Regierung am Zug. Je nach Geschwindigkeit für das neue ORF-Gesetz könnte der ORF-Player in vollem Umfang und mit allen Modulen bis Ende 2021 stehen.

20 Bewerbungen für Geschäftsführerjob

Wie berichtet, hat der ORF im November einen Geschäftsführer für die Onlinetochter Online und Teletext GmbH ausgeschrieben. Darunter fällt die operative Leitung des ORF-Players. Am Donnerstag sagte Wrabetz, dass sich rund 20 Leute – "innerhalb und außerhalb des Hauses" – für den Job beworben haben. Die Vergabe soll bis März über die Bühne gehen und in der nächsten Stiftungsratssitzung beschlossen werden.

Ein Social-Program-Guide, der ORF-Programminhalte unter tv.orf.at interaktiv und nach Präferenzen personalisierbar machen soll, werde im vierten Quartal 2020 kommen, kündigte Wrabetz an. Er ist Teil des ORF-Players. Auch die 24/7-Livestreams der Fernsehprogramme sollen im September beginnen. Der "Sportscreen", der Sportinhalte nach den persönlichen Vorlieben der Zuseher bündelt, soll bereits zu den Olympischen Spielen in Tokio loslegen (24. Juli bis 9. August).

Der ORF-Player könne auch ohne Gesetzesänderung starten, betonte Thomas Zach, Leiter des ÖVP-nahen Freundeskreises im Stiftungsrat. Zwar nicht in vollem Umfang, aber in einer abgespeckten Version, so Zach, der einmal mehr die Dringlichkeit des Projekts einmahnt. Er möchte nicht auf die Politik warten und verweist auf die Radiothek des ORF, die kürzlich auch ohne Adaptierung des ORF-Gesetzes an den Start ging.

Mittelfristige Finanzplanung

Ungereimtheiten gibt es im Vorfeld zwischen Wrabetz und Zach. Zach lud am Montag die vier ORF-Direktoren zur Sitzung des Finanzausschusses, um sie zu geplanten Strukturreformen zu befragen. Er erwartet sich bis zur nächsten Sitzung des Stiftungsrats im März 2020 die Konkretisierung von Sparvorhaben: "Die Mittelfristplanung ist zu überarbeiten", sagte Zach. "Wenn wir das Unternehmen zukunftsfit machen wollen, ist noch einiges zu tun."

Die Zahlen werden keine anderen sein als jene aus dem Finanzplan für das Jahr 2020, sagt hingegen Wrabetz. Von 2020 bis 2024 sollen insgesamt noch 112 Millionen Euro eingespart werden, so Wrabetz: "Um das zu stemmen, müssen wir viele Projekte durchführen." Der ORF verpflichtete sich im Gegenzug für die Gebührenerhöhung 2017, einen Sparplan im Volumen von 300 Millionen Euro umzusetzen.

Budget einstimmig beschlossen

In der Sitzung am Donnerstag wurde der Finanzplan einstimmig beschlossen. Der Öffentlich-rechtliche plant wieder mit einem operativ ausgeglichenen Ergebnis, das 0,2 Millionen Euro betragen soll, wie aus der APA vorliegenden Zahlen hervorgeht. Insgesamt rechnet der ORF mit Umsatzerlösen von 977,6 Millionen Euro und liegt damit unter dem Budget für 2019 (991,1 Millionen). Die Werbeeinnahmen werden mit 210,8 Millionen deutlich unter dem Plan für heuer (226,7 Millionen) budgetiert. Mehr Geld gibt es dafür aus den Gebühren, die Erlöse aus dem Programmentgelt sollen auf 647,2 Millionen Euro steigen, das sind 8,6 Millionen mehr als für 2019 geplant.

Nicht ständig über das Sparen reden möchte Heinz Lederer, der Leiter des SPÖ-nahen Freundeskreises im Stiftungsrat. "Wir bekennen uns zu einem harten Sparprogramm", aber: "Sind wir ein Produktionsbetrieb oder eine Bank?", fragt Lederer. Und: "Wir sollten uns auf diese Rolle fokussieren, welche Einnahmequellen erschlossen werden können." Investitionen brauche es, um Vorhaben wie den ORF-Player oder trimediales Arbeiten in den ORF-Landesstudios realisieren zu können. (omark, 12.12.2019)