Männer verdienen immer noch besser als Frauen, nur im 16. Wiener Gemeindebezirk ist das anders.

Foto: APA/Hochmuth

Wien – Ottakring ist bekannt für seine Industrie, vor allem das gleichnamige Bier, den Brunnenmarkt und den hohen Ausländeranteil – hier wiederum aus dem früheren Jugoslawien. Der 16. Wiener Gemeindebezirk hat darüber hinaus ein Alleinstellungsmerkmal, das bisher nicht sehr geläufig war: Er ist der einzige Bezirk in Österreich, in dem Frauen besser verdienen als Männer, wenngleich nur minimal. Dieses überraschende Detail findet sich in der Lohnsteuerstatistik 2018, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Dort ist nachzulesen: "Das Medianeinkommen der Männer war in allen Bezirken mit Ausnahme des Bezirks Ottakring höher als jenes der Frauen." Das Medianeinkommen ist jener Wert, bei dem die eine Hälfte der Erwerbstätigen weniger und die andere mehr verdient. In absoluten Zahlen betrug es bei Vollzeitbeschäftigten im Vorjahr österreichweit 43.822 Euro bei Männern und 37.135 Euro bei Frauen. Bundesweit verdienen somit Männer um 18 Prozent mehr als Frauen. Während sich das Geschlechterdifferenzial nur in Ottakring in Luft auflöst, gibt es auf lokaler Ebene noch ein paar andere positive Ausreißer. In den Wiener Bezirken Margareten, Hernals, Floridsdorf und neuerlich Ottakring sowie in Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg liegt das Einkommen der Frauen über ihrem österreichweiten Median und das der Männer darunter.

Kleinere Unterschiede in der Stadt

Für die geschlechterspezifische Lohnschere in den genannten Bezirken gibt es nur vage Erklärungen. Eine lautet: Der Gehaltsunterschied ist in Hauptstädten generell geringer, was nicht zuletzt an den Verwaltungsjobs liegen dürfte, in denen die Einkommensdifferenz tendenziell klein ist. Zudem dürfte in Bezirken mit geringen Einkommen – Ottakring liegt in Österreich am unteren Ende – die Einschränkung der Auswertung auf Vollzeit eine größere Rolle spielen. Frauen arbeiten in ärmeren Gegenden vielfach in Teilzeit, die von dieser Statistik nicht erfasst wird.

Genau umgekehrt – Männer verdienen mehr als der bundesweite Medianwert, Frauen weniger – verhält es sich oft im Umfeld von Städten. Als Beispiele nennt die Statistik Austria Steyr-Land und Wels-Land. Aber auch in den Vorarlberger Bezirken Feldkirch, Bludenz, Dornbirn und Bregenz sowie in den steirischen Industriehochburgen Leoben und Bruck-Mürzzuschlag, im Kärntner Spittal an der Drau oder im oberösterreichischen Freistadt ist die Gender-Schere weit geöffnet.

Differenz im Ländle fast 32 Prozent

Nach Bundesländern aufgeschlüsselt zeigt sich: In Vorarlberg ist der Einkommensabstand zwischen Männern und Frauen am größten (31,9 Prozent), in Wien am geringsten (5,3 Prozent).

Klar belegt wird in der Lohnsteuerstatistik – wieder einmal – die kalte Progression. Während die Bruttobezüge im Vorjahr um 4,5 Prozent anstiegen, legten die Lohnsteuereinnahmen um 6,8 Prozent zu. Arbeitnehmer und Pensionisten haben 2018 in Summe 203,3 Milliarden Euro verdient. Davon flossen 28,1 Milliarden als Lohnsteuer an den Staat, weitere 26,3 Milliarden waren Sozialversicherungsbeiträge. Letztere entwickeln sich übrigens langfristig dynamischer als die Lohnsteuer. (as, 13.12.2019)