US-Präsident Donald Trump will der EU Flüssiggas verkaufen.

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Wenn es um amerikanische Interessen geht, finden neuerdings sogar Personen zusammen, die einander sonst spinnefeind sind. Mit breiter Mehrheit wurde im US-Abgeordnetenhaus ein Gesetz auf den Weg gebracht, das mittels Sanktionen die Gaspipeline Nord Stream 2 abdrehen soll. Argumentiert wird, dass sich Europa in zu starke Abhängigkeit von Russland begebe. Das klingt vernünftig, ist aber doch ein durchsichtiges Manöver.

Tatsächlich ist Europas Abhängigkeit von russischem Gas jetzt schon groß, viel größer kann sie nicht werden. Über die neue, fast fertiggestellte Leitung würde Gas strömen, das bisher über die Ukraine und Polen seinen Weg nach Europa gefunden hat. Ein Risiko würde damit wegfallen: dass es in Wohnzimmern kalt wird, weil sich Kiew und Moskau wieder einmal in den Haaren liegen.

"Wir wollen euch Flüssiggas verkaufen"

Dass es den USA weniger um die Befreiung Europas aus russischer Abhängigkeit geht, sondern vielmehr um wirtschaftliche Interessen, hat Donald Trump selbst eingeräumt. "Wir wollen euch Flüssiggas verkaufen", sagte der Präsident sinngemäß zu Jean-Claude Juncker, der als EU-Kommissionspräsident inzwischen abgetreten ist, vor zwei Jahren im heraufdräuenden Handelsstreit um Vermittlung bemüht war. Die Sache hat nur einen Haken: Verflüssigtes Gas made in USA ist deutlich teurer als Pipelinegas aus Russland. Nicht nur für Europas Haushalte, auch für Europas Industrie wäre das ein schlechter Deal. (Günther Strobl, 12.12.2019)