Wien – Das Öffi-Angebot in der Ostregion soll bis zum Jahr 2030 deutlich wachsen: Konkret ist eine Steigerung der Schienenkilometer um ein Viertel im Vergleich zum Fahrplanjahr 2019 in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland geplant. 2019 werden insgesamt gut 40 Millionen Kilometer von ÖBB und Regionalbahnen gefahren. Diese Zahl soll auf über 50 Millionen steigen. Das gaben die drei betroffenen Länderchefs am Freitag in einer Pressekonferenz bekannt. Den Großteil der Kosten von rund elf Milliarden Euro stemmt der Bund, die restlichen rund 30 Prozent teilen sich die Länder auf, hieß es aus dem Verkehrsministerium.
Fixiert wurde der Ausbauplan im neuen Verkehrsdienstevertrag, der für ÖBB und Raaberbahn bis inklusive 2029, für die Badner Bahn und die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft (Növog) gilt er für die nächsten 15 Jahre.
In dem Paket enthalten sind auch Großvorhaben wie die Fertigstellung des Semmering-Basistunnels 2027, die die größte Angebotsveränderung bringen werde – vergleichbar mit der 2012 fertiggestellten Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten, wurde versprochen. Projektiert ist außerdem die Schleife Ebenfurth an der Pottendorfer Linie ins Burgenland, die 2024 in Betrieb sein soll.
Ausbau Hütteldorf–Meidling
Der Ausbau der Verbindungsbahn in der Bundeshauptstadt zwischen Hütteldorf und Wien-Meidling soll neben der S-Bahn-Stammstrecke, die von Floridsdorf nach Meidling verläuft, eine zusätzliche Bahn-Hauptachse schaffen. Die S80 soll künftig im 15-Minuten-Takt unterwegs sein. Die Südachse soll durch die Inbetriebnahme der Koralmbahn profitieren.
800.000 Sitzplätze pro Tag
Auf dem Programm stehen unter anderem auch noch die Elektrifizierung der Marchfeldbahn bis 2021 und der Marchegger Ostbahn bis 2023. Die Franz-Josefs-Bahn soll bis 2027 beschleunigt werden. Darüber hinaus sind Taktverdichtungen auf der Badner Bahn und einer Reihe anderer Strecken vorgesehen. "Die Zahl der Gesamtsitzplätze steigt von 600.000 auf über 800.000 pro Tag", kündigte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) an, die ein "Öffi-Paket wie nie zuvor" vorliegen sieht.
Ein gemeinsames Jahresticket für die gesamte Ostregion, wie es die Arbeiterkammer ähnlich der Jahreskarte für Wien für alle drei Bundesländer übergreifend fordert, ist allerdings nicht geplant.
Länderchefs für Direktvergabe
Die Länderchefs von Wien und Burgenland, Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil (beide SPÖ), nahmen die Präsentation der Pläne für die Jahre 2020 bis 2029 zum Anlass, für Direktvergaben der Leistungsaufträge an die ÖBB zu plädieren und einen Appell an die künftige Bundesregierung zu richten. Mit der ÖBB werde auch die Versorgung strukturschwacher Regionen ohne Gewinnzwang garantiert, argumentierte Doskozil. "Ein Privater kann eine Verbindung bis beispielsweise Jennersdorf nur dann gewinnbringend betreiben, wenn die Tickets immens teuer sind oder das Unternehmen mit Steuergeld gestützt wird. Ich bin für beide Varianten nicht zu haben." Ludwig ergänzte: "Wir wissen gar nicht, welchen Schatz wir mit der ÖBB haben."
Gericht kippte Vergabe
Erst kürzlich hatte der Bund als Notlösung mittels Notvergabe die ÖBB für Verkehrsdienste für ein Jahr verpflichtet, ursprünglich war erneut eine Vergabe für 15 Jahre vorgesehen gewesen. Allerdings hatte die Westbahn dies wegen eines Formalfehlers beeinsprucht, das Bundesverwaltungsgericht gab nur einer Direktvergabe für maximal zehn Jahre grünes Licht. Die Pläne für die nach der Notvergabe noch ausstehenden neun Jahre sind nun am Freitag präsentiert worden.
Seitens der Westbahn hieß es, internationale Erfahrungen würden zeigen, dass 20 bis 30 Prozent der Subventionen eingespart werden können, wenn man die Schiene für den Wettbewerb öffne. Dieses Geld wäre dann auch in Mehrbestellungen investierbar, sagte eine Unternehmenssprecherin. (APA, spri, 13.12.2019)