Neue Indizien belasten den Ex-FPÖ-Chef in Bezug auf eine Tasche voller Bargeld aus dubioser Quelle

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Der berühmte Bildausschnitt aus dem Ibiza-Video, das die türkis-blaue Regierung zu Fall brachte.

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Zwei politische Bomben in Form von Ibiza-Video und Spesen-Affäre haben heuer bereits die Karriere von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erschüttert. Nun dürfte eine dritte dazukommen. Denn es verdichten sich die Hinweise darauf, dass Strache tatsächlich mit einer Tasche voller Bargeld aus dubioser Quelle unterwegs gewesen sein soll. Derartige Gerüchte kursieren schon seit Jahren – sein Bodyguard, der belastendes Material über Strache sammelte, soll Fotos einer Sporttasche voller Geld bereits 2015 politischen Konkurrenten angeboten haben. Nun belasten mehrere Indizien Strache stärker: Einerseits Fotos und SMS, die der "Süddeutschen Zeitung", andererseits ein Audiomitschnitt, der Peter Pilz' zackzack.at vorliegen soll.

Der Fahrer soll auf dem Tonband einem Anwalt davon berichtet haben, dass Strache "mit einer braunen Sporttasche" aus dem Büro des Rechtsanwalts und FPÖ-Politikers Peter Fichtenbauer gekommen und zu ihm ins Auto gestiegen sei. Zuerst seien die beiden in Straches Büro, dann zum Parteitag der damaligen FPK nach Kärnten gefahren. Bei einer Pause habe der Chauffeur die Tasche angesehen und Geldbündel entdeckt. Auf dem Parteitag in Kärnten beschloss die damals autonome FPK, sich wieder vollends als FPÖ Kärnten in die FPÖ zu integrieren.

Neue Fotos belasten Strache

Die "SZ" zeigte neue Fotos, die die Sporttasche zeigen. Neben der Tasche sind Schuhe zu sehen, die Strache rund um den Parteitag der FPK trug. Außerdem existieren Fotos von Strache und demselben Modell der Sporttasche. Auch die elektronischen Daten des Handyfotos weisen laut "SZ" darauf hin, dass das Bild in Kärnten aufgenommen worden ist.

Woher stammt das Geld in der Tasche? Offenbar geht es hier um den Nationalratsabgeordneten Thomas Schellenbacher. Ukrainische Oligarchen wollten ihn unbedingt im österreichischen Nationalrat sehen. Sie waren bereit, dafür zehn Millionen Euro an die FPÖ zu überweisen. Im Juli 2013 präsentiert die FPÖ dann Thomas Schellenbacher als Kandidaten. Kurz davor sollen die Fotos von den Geldbündeln aufgenommen worden sein.

Als es Schellenbacher bei der Wahl nicht sofort in den Nationalrat schafft, verzichten drei FPÖ-Kandidaten auf ihren Einzug.

Die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelte hierzu, stellte jedoch fest, dass "der inkriminierte Sachverhalt gerichtlich nicht strafbar" sei, da Strache die Wahlliste der FPÖ ja nicht als Amtsträger, sondern als FPÖ-Obmann erstelle. Straches Anwalt wies Gerüchte über eine Sporttasche voller Geld bereits im September zurück. "Jeder kann Sporttaschen fotografieren, und jeder kann irgendetwas dazu behaupten", hieß es damals. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Spesen-Affäre

Bereits Anfang Oktober suspendierte Parteichef Norbert Hofer Strache einerseits wegen des Ibiza-Videos, aber primär aufgrund der Spesenaffäre. Die Entscheidung bis zum endgültigen Rauswurf aus der Partei zog sich dann wochenlang. Vorgeworfen wird Strache der Missbrauch von Spesen. So soll er etwa private Ausgaben über Umwege über die Partei abgerechnet haben, was Strache bestreitet.

Ibiza-Affäre

Ein geheim vor zwei Jahren auf Ibiza aufgenommenes Video mit Strache und dem ehemaligen geschäftsführenden freiheitlichen Klubobmann Johann Gudenus kam über die "Süddeutsche" und den "Spiegel" an die Öffentlichkeit. In der Aufnahme philosophieren Strache und Gudenus im Gespräch mit einem Lockvogel, der eine russische Oligarchennichte darstellen soll, etwa über Wasserprivatisierung, die Möglichkeit illegaler Parteispenden und eine Übernahme der "Kronen Zeitung".

Die genaue Urheberschaft des Videos ist bis heute ungeklärt. Drei Personen aus kriminellem Umfeld wurden im November festgenommen. Der damalige Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beendete infolge der Ibiza-Affäre die Koalition mit den Freiheitlichen und rief Neuwahlen aus, die in einer schweren Niederlage für die FPÖ endeten. (red, APA, 13.12.2019)