Nach oben fuhr der Einkommenszug an der ÖBB-Spitze, bereits bevor Finanzvorstand Arnold Schiefer (li.) 2019 ins Abteil zu Andreas Matthä kam.

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Gegenüber Managern im Staats- oder teilstaatlichen Bereich ist der Bundeskanzler ein armer Schlucker. 54 Vorstandsmitglieder in Unternehmen der öffentlichen Wirtschaft haben im Jahr 2018 mehr verdient als der Kanzler, im Jahr davor waren es 53, deren Jahresgage 306.451,60 Euro überstieg.

Das Jahresdurchschnittseinkommen in den Chefetagen der 423 Unternehmen und Einrichtungen des Bundes hat der Rechnungshof in seinem am Freitag vorgelegten Einkommensbericht 2018 mit 218.300 Euro errechnet – 2017 waren es 211.000 Euro.

Für das Führungsduo im ÖBB-Holding-Vorstand, Andreas Matthä und Josef Halbmayr (Ende März 2019 ausgeschieden), brachte das vergangene Jahr einen deutlich kräftigeren Schub. Die Jahresgage pro Person im Holding-Vorstand stieg von 451.600 auf 633.100 Euro (im Schnitt), das ist ein Anstieg um 40 Prozent – und zweifellos eine Annäherung an die Gage von Ex-ÖBB-Chef Christian Kern, dessen Bahn-Gage vor seinem Wechsel ins Bundeskanzleramt jenseits der 700.000 Euro gelegen hatte. Dem im April 2019 von der Hypo-Abwicklungsbank Heta als Finanzvorstand an die ÖBB-Spitze übersiedelten Arnold Schiefer, einen Vertrauten von FPÖ-Chef und Ex-Verkehrsminister Norbert Hofer, sollte dies eine gute Basis für eine zügige Fahrt nach oben sein. Er bekam 2018 als einer von vier Heta-Managern rund 467.200 Euro, also deutlich weniger als sein Vorgänger bei der Bahn.

Gut gepolstert

Allerdings war der erfolgsabhängige Anteil an Gehalts- und Sonderzahlungen bei der Heta mit 12,3 Prozent deutlich niedriger, bei der ÖBB waren es knapp 40 Prozent. Allerdings dürfte das Risiko, die Ziele zu verfehlen, bei der Staatsbahn geringer sein, ist diese doch insbesondere im Personenverkehr ziemlich kommod mit Budgetmittel ausgepolstert.

Gagenprimus unter den Staatsmanagern war in den vergangenen zwei Jahren einmal mehr die gelbe Post. Die Gage des Vierervorstands rund um Generaldirektor Georg Pölzl stieg pro Person und Jahr um vier Prozent von 1.774.400 auf 1.850,700 Euro, gefolgt von der Verbund-Führung, deren vier Direktoren im Schnitt mit 1,426 Millionen Euro vorlieb nehmen musste (das ist ein Plus von knapp drei Prozent).

Gleich dahinter rangieren die ÖBB-Holding, die Banken-Abbauvehikel Immigon, HBI und Heta (beide Ex-Hypo), die Verbund-Netztochter APG, die Bundesforste, Verbund-Sales, die Rohöl-Aufsuchungs-AG und die Kärntner Kelag. Womit klar ist: Die Staatsbetriebe der Branchen Verkehr und Lagerei zahlen mit einem Jahressalär von 375.500 Euro pro Person am besten, gefolgt von Energieversorgern und Bergbau. Nur die zweiköpfige Bundesforste-Chefetage mit knapp 390.000 Euro pro Person übertrifft die Durchschnittsgage der Verkehrs- und Lagerbranche.

Frauenquote erfüllt, Gefälle bei Entlohnung

Die gesetzlich vorgeschriebene Quote von 30 Prozent Frauen erfüllte der Bund im Vorjahr zumindest bei der Beschickung der Aufsichtsräte, bei der Entlohnung allerdings gibt es ein dramatisches Gefälle: Die staatlichen Vorständinnen und Geschäftsführerinnen bekamen mit 180.285 Euro (im Schnitt über alle Branchen) nur 79,4 Prozent der Durchschnittsbezüge ihrer männlichen Kollegen bezahlt. Das ist ein Hauch mehr als 2016, wo es 78,5 Prozent waren. Der Frauenanteil liegt seit Jahren relativ konstant bei einem Fünftel.

Am besten bezahlt waren in Staatsbetrieben übrigens Arbeitnehmer der Finanz- und Versicherungsbranche, ihr durchschnittliches Jahreseinkommen gibt der Rechnungshof mit 88.400 Euro an. Über alle Branchen betrug es im Vorjahr 55.200 Euro. (14.12.2019)