Seit Monaten protestieren weltweit Menschen gegen die Lager, in denen die muslimische Volksgruppe der Uiguren "umerzogen" werden sollen.

Foto: APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY

Peking – Die chinesische Regierung bestreitet, dass Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Uiguren gegen ihren Willen in Lagern festgehalten werden. Gefragt nach Berichten über körperliche Misshandlungen und Gehirnwäsche dort sagte der chinesische Botschafter in Ankara, Deng Li, der Deutschen Welle: "Die Ausbildungszentren sind keine Gefängnisse."

Weiter hieß es: "Es handelt sich auch nicht um Lager, in denen Menschen inhaftiert werden, wie es in einigen Presseorganen behauptet wird. Das sind Ausbildungszentren in der Art von Internaten." Ein Ziel der Zentren in der nordwestlichen Provinz Xinjiang sei es, den Menschen dort extremistisches Gedankengut auszutreiben, sagte der Diplomat in dem am Samstag veröffentlichten Interview. Daneben lernten sie die amtliche Landessprache Mandarin. Hinzu komme das Erlernen von Rechtsnormen und beruflichen Fachkenntnissen.

Kopftuch, Bart und Beten gelten als "extremistisch"

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International prangert dagegen an, dass in der Region Hunderttausende Familien auseinandergerissen worden seien, weil Angehörige in den Lagern untergebracht würden. Schon der private Ausdruck einer religiösen oder kulturellen Zugehörigkeit könne von Chinas Behörden als "extremistisch" eingestuft werden – etwa das Tragen eines Schleiers, eines Kopftuchs oder eines "unnormalen" Bartes, regelmäßige Gebete oder der Besitz von Büchern über den Islam oder die uigurische Kultur.

Ende November hatte das Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) geheime Dokumente der Kommunistischen Partei Chinas enthüllt, die zeigen, dass die in Peking als Weiterbildungseinrichtungen bezeichneten Lager streng bewachte Einrichtungen zur Umerziehung sind. Auch widerlegen sie Aussagen der chinesischen Regierung, wonach der Aufenthalt darin freiwillig sei. Die Unterlagen zeigen zudem, wie Uiguren gezielt überwacht werden und eine große Datenbank alle möglichen Informationen sammelt, um Verdächtige zu ermitteln. (APA/dpa, 14.12.2019)