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Werden aus Kindern Jugendliche, fühlen sie sich häufig ziemlich alleingelassen. Es sei zu wenig Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten, lautet die Klage vieler 14- bis 18-Jähriger.

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Pubertierende wollen alles Mögliche, nur nicht Zeit mit ihren Eltern verbringen: Geht es nach einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung, dann ist diese Annahme nichts als ein Vorurteil. Demnach beklagen 55 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren, dass in der Familie zu wenig Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten bleibe.

Generell empfinden 88 Prozent der Befragten mit den Ihren in irgendeiner Form Stress. Grund genug für SOS-Kinderdorf, Auftraggeber der Untersuchung, bei den Koalitionsverhandlern von ÖVP und Grünen für die Entlastung der Familien zu werben. Die NGO schlägt eine vierwöchige Betreuungskarenz vor, damit Ferien das werden, was sie auf dem Papier sind: Zeit für Erholung.

Zu wenig Zeit für die Familie

Derzeit laufe die Realität oft auf das Gegenteil hinaus, sagt SOS-Kinderdorf-Sozialexpertin Birgit Schatz, einst selbst grüne Politikerin. Der Urlaubsanspruch berufstätiger Eltern reiche nicht annähernd aus, um Kinder in 13 Wochen Ferien zu betreuen, und die bisherige Patentlösung spiele es immer seltener: Großeltern wohnen oft nicht am Ort ihrer Kinder oder sind aus anderen Gründen nicht verfügbar.

Alternativen sind teuer. Ein professioneller Hort koste in Wien in den Sommermonaten 350 Euro, rechnet Schatz vor, eine Tagesmutter auf dem Land 120 Euro pro Woche. Diverse Camps verschlingen noch mehr. Kostspielig ist auch eine andere Lösung: Die Hälfte der erwerbstätigen Frauen arbeitet nicht zuletzt wegen der Kinder Teilzeit, doch Folgen sind niedrige Einkommen und Pensionen.

Karenzgeld statt Gehalt

Wie die Betreuungskarenz funktionieren soll: Eltern können in Schulferien für vier Wochen den Job unterbrechen, bekommen kein Gehalt, aber Karenzgeld in Höhe von 60 Prozent des Nettoeinkommens. Voraussetzung soll aber die Zustimmung des Arbeitgebers sein – "ein Rechtsanspruch wäre unrealistisch, weil nicht durchsetzbar", sagt Schatz.

Für Modelle im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber sei man immer offen, sagt dazu Rolf Gleissner von der Wirtschaftskammer. Der Haken sei aber, dass der Staat das Karenzgeld finanzieren muss – und dafür womöglich die Abgaben der Unternehmen erhöht. Die Kammer favorisiere als Lösung deshalb den Ausbau der Kinderbetreuung, sagt Gleissner: "Die muss aber natürlich leistbar sein." (Gerald John, 16.12.2019)