Sollten Sie Ihrem Anti-Selbst begegnen, geben Sie ihm nicht die Hand! Sie würden in einem großen Lichtblitz verschwinden", warnte Physiker Stephen Hawking in seiner Betrachtung Die kurze Geschichte der Zeit auf der Suche nach der Urkraft des Universums. Es sind Gedanken wie jene, die Kitty Kino in ihrem neuen philosophischen Roman über das Chaos der Gegenwart anstellt.

Kitty Kino, Wiener Filmemacherin, Autorin und Fotografin, begibt sich angesichts ihrer unberechenbaren wie ungebrochenen Neugier auf die Fährte von Bewusstseins- und Bewusstwerdungsprozessen. Die kleinste Berührung handelt tatsächlich, zumindest in erster Linie, von Berührungsängsten und Verschmelzungsfantasien. Realiter aber gelingt Kitty Kino eine Etüde über nicht mehr und nicht weniger als das Sein per se.

Foto: Verlag

Dabei fusioniert sie Wortspielereien, Dichtung und Verdichtung. Die kondensierte Version einer globalen Entscheidungsallergie attestierend, analysiert sie private und persönliche Unzulänglichkeiten als Symbol eines in den Untergang mäandernden Zeitalters. Die Protagonisten ihres subjektiven Universums träumen vom großen Glück und ergießen sich doch in nicht viel mehr als einer einzigen Leere – und in Metaphysik.

Gestalten klein wie Ameisen, theoretisch vereint in einer Union der fatalistischen Verantwortungslosigkeit, stemmen sich gegen das Nichts. Ohne Chance. Schillernd, dennoch blutlos, flüchtig, matt. Als Metapher kann man Kitty Kinos Story lesen, als Warnung, als ironische Auseinandersetzung einer nur auf Brot und Spiele ausgerichteten Gesellschaft ohne Werte. Inklusive Input und Revenue im Office. Im Paper-Moon erlöschen Scheinwerfer, in TV und Streamings brennen sich in der Kloake des Internets formulierte Worte in gedachte Spinnennetze ein. Anscheinend ist die Welt nur eine Bühne. Oder doch nicht? (Gregor Auenhammer, 16.12.2019)