Mesut Özil hat eine ungewöhnliche Urlaubseinladung erhalten. Der deutsche Fußballstar solle doch Xinjiang besuchen, sagte Geng Shuang, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Der Anlass: Özil hatte auf seinen Social-Media-Profilen die Behandlung der in der nordwestchinesischen Provinz internierten Uiguren beklagt.

"Korane werden verbrannt, Moscheen geschlossen, Gelehrte getötet", schrieb der 31-Jährige und kritisierte das "Schweigen der muslimischen Brüder". Özil sei "unwahren Behauptungen" aufgesessen, polterte Shuang. Als ob die Fakten nicht längst klar wären.

An Anfeindungen auf dem und abseits des Platzes sollte sich der Spielmacher schon gewöhnt haben. Als sich der Sohn türkischer Eltern 2009 mit 20 Jahren für das deutsche Nationalteam entschied, musste er das Gästebuch auf seiner Website sperren. "Wir leben doch seit drei Generationen in Deutschland", rechtfertigte sich Özil.

Arsenal-Fußballprofi Mesut Özil hat die nächste Kontroverse ausgelöst.
Foto: imago/Maria Jose Segovia

Der Linksfuß wuchs in Gelsenkirchen auf, gab dort 2006 17-jährig sein Profidebüt für Schalke 04. 2008 wechselte der Dribblanski mit dem Auge für den perfekten Pass zu Werder Bremen, 2010 ging die Reise weiter zu Real Madrid, 2013 war er Arsenal rund 50 Millionen Euro wert. Im Nationalteam war der schüchterne Zauberfuß ein Aushängeschild, bekam 2010 den Integrations-Bambi. Im Teamdress spielte er 92-mal, schoss 23 Tore, holte einen Weltmeistertitel.

Vor der WM 2018 drehte die Stimmung: Özil zierte ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und wurde dafür in der deutschen Öffentlichkeit beinhart kritisiert. Am Ende trat der begnadete Techniker aus dem Nationalteam aus. "Es gibt große Probleme in Deutschland. Leider ist Rassismus in die Mitte der Gesellschaft gerückt", sagte er jüngst.

Als Özil im Juni das Model Amine Gülse heiratete, war Erdogan wieder mit auf dem Foto – als Trauzeuge. Geschenke wollte der Bräutigam keine, er rief zu Spenden für die Charity-Organisation Bigshoe auf. Ende Juli wehrte Klubkollege Sead Kolasinac in London einen Raubüberfall auf sich, Özil und ihre beiden Frauen ab. Özil: "Ich hatte Angst um meine Frau."

Seine Kickerkarriere holperte im Herbst, Arsenals Topverdiener (dem Vernehmen nach 350.000 Pfund pro Woche) wurde auf die Ersatzbank verbannt. Mittlerweile hat er seinen Stammplatz zurück – und dürfte diesen ungeachtet aller Kontroversen auch behalten. (Martin Schauhuber, 16.12.2019)