Der gute alte Jazz lieh sich sein Songrepertoire gerne aus zahllosen Broadway-Musicals. Er nahm jene einen Hit zusammenhaltenden Akkordfolgen und legte über sie Improvisationen. Mit der Zeit wurden diese Songs schließlich zu Jazzstandards wie My Funny Valentine, entnommen aus dem Musical Babes in Arms. Und kein Jazzer, der sich ernsthaft mit der Tradition des Genres befasst, kommt um die Auseinandersetzung mit dieser und ähnlichen Miniaturen herum.

David Helbock

Auf der Suche nach neuen Standards finden Musiker mittlerweile auch bei der Popmusik Inspiration. Schon Pianist Herbie Hancock hat sich etwa an Liedern von Prince und Kurt Cobain abgearbeitet. Der Vorarlberger Pianist David Helbock wiederum landet bei seiner Repertoiresuche bei der Filmmusik von Klassiker John Williams (entsprechende CD bei ACT erschienen).

Als fantasievoller Bearbeiter von Material, der den Sound seines Klaviers charaktervoll orchestral wie auch rhythmisch akzentuiert oder poetisch gestalten kann, findet Helbock originelle Wege etwa zu den Motiven von Star Wars. Mit in seinem Angebot ist natürlich auch Hedwig’s Thema (aus Harry Potter), wobei er diesem Song vier Varianten abringt. Wie viele Paraphrasen er am Freitag im Porgy & Bess versuchen wird, muss sich weisen.

David Helbock

Zu vermuten ist, dass Helbock auch um Klänge aus Indiana Jones und Der weiße Hai keinen Bogen machen wird. Und das ist gut so. Je bekannter nämlich ein Thema, desto spannender die "Übermalung", welche Helbock vornimmt. (toš, 17.12.2019)