Unter anderem die Kärntner Slowenen fürchten um den Erhalt ihrer Kultur.

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Wien – Österreichs Volksgruppen sehen sich im Schwinden. Sollte die künftige Regierung die Förderungen nicht erhöhen, drohe der Republik ein Verlust der eigenen Identität, warnten Vertreter aller sechs Volksgruppenbeiräte am Dienstag in einer Pressekonferenz. Seit 25 Jahren seien die Mittel nicht valorisiert worden, auch Verbesserungen im Bildungswesen und im Medienbereich seien notwendig.

"Wir sind kein Bettelverein", sagte Bernard Sadovnik, Vertreter der Kärntner Slowenen. Es sei bereits "5 vor 12" beim Erhalt der autochthonen Volksgruppen. Zum Beispiel sei es langfristig nicht möglich, die in Österreich gesprochenen Sprachen zu erhalten, wenn die künftige Regierung nicht die richtigen Schritte setzt. Dabei gehe es nicht um bloße Forderungen, sondern um den Erhalt der kulturellen Identität.

Verdopplung der Volksgruppenförderung gefordert

Seit 1996 wurde die Volksgruppenförderung, die seither etwa vier Millionen Euro beträgt, nicht erhöht. "Wir arbeiten auf dem Niveau von vor 25 Jahren", sagte Martin Ivancsics, Vorsitzender des Kroatischen Kultur- und Dokumentationszentrums. Notwendig ist für die Minderheitenvertreter daher eine Verdoppelung des aktuellen Betrags sowie eine laufende Anpassung an die Inflation.

"Wir wollen nicht auf die Position von Bittstellern oder Bettlern reduziert werden. Es geht nicht nur ums Geld", meinte Josef Hollos, der die Ungarn in Österreich vertritt. Etliche arbeiteten freiwillig in Projekten der Volksgruppen, es sei aber zunehmend schwer, noch junge Menschen dafür zu finden. Emmerich Gärtner-Horvath nannte als Beispiel den Romanes-Unterricht. "Das kostet Geld, das ist halt so", sagte der Roma-Vertreter.

Dass Volksgruppen bewusst verdrängt würden, wollen deren Vertreter nicht behaupten. "Es hat noch nie jemand Negatives gesagt", bestätigte Karl Hanzl, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats für Tschechen. Appelle an mehrere Regierungen seien aber ungehört geblieben. Sollte sich eine neue Koalition abzeichnen, werde man jedenfalls genau hinschauen und notfalls auch auf europäischer Ebene aktiv werden, so Sadovnik.

Nicht nur eine Erhöhung der Volksgruppenförderung, auch Anpassungen im Minderheitenschulgesetz, die Förderung zweisprachiger Kinderkrippen und eine breitere Unterstützung im Medienbereich wünschen sich die Minderheitenvertreter. (APA, 17.12.2019)