Ob mit dem Laserschwert oder mit Jesus-hafter Lust am Heilen von Wunden: Daisy Ridley ist als Rey der einsame Star der nunmehr fertigen "Star Wars"-Trilogie.

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Tod und Leben, in der Star Wars-Saga waren dies noch nie unumkehrbare Größen. Das Zyklische liegt in der Natur von George Lucas' 1977 lanciertem Epos, das alte Mythenmodelle als Blaupause nahm, seitdem fröhlich vor sich hin wucherte und dabei seine eigene, durchaus schrullige Geschichtsschreibung initiierte. Dass Lucas an den Erfolg glaubte, Centfox jedoch nicht ganz so fest, ist schon zu einem Teil der Legende geworden. Das Studio überließ dem Tüftler aus Hollywoods Brat-Pack-Generation einen guten Teil der Fortsetzungs- und Merchandisingrechte. Der Glaube an sich selbst und das Niederringen des Zweifels (in dem bekanntlich der Keim alles Bösen steckt), darum geht es ja auch in der Saga jedes Mal aufs Neue.

Jetzt ist damit allerdings erst einmal Schluss, bis 2022 wieder etwas Neues beginnt. Stars Wars: Der Aufstieg Skywalkers ist der neunte und letzte Teil der Saga, in dem sich nach rund hundertundfünf Minuten Helden und Widersacher (und noch viele andere) zum großen Showdown in den Wolken verabreden.

Star Wars Deutschland

Am Anfang der berühmten, nach hinten enger werdenden Star-Wars-Vorspann-Skala steht jedoch: "The dead speak!", die Toten befehlen. Genau, General Palpatine, das gefürchtetste Alter-Mann-Hologramm der Galaxie, meldet sich mit dem Ansinnen zurück, den militärisch aufgemotzten "Final Order" zu errichten. Und die letzte Anwärterin auf das Jedi-Rittertum, Rey (Daisy Ridley), verlangt er als Pfand gleich dazu. Der unersättliche Kylo Ren (Adam Driver) soll ihm behilflich sein. Ein Deal, bei dem man besser nicht nachfragt, wem er zugutekommt, wie einer von Rens Vasallen – an der Decke pickend – erfahren muss.

Abrams’ Hauruck-Stil

Wie schon beim ersten Teil unter Disney-Flagge führt im Finale erneut J. J. Abrams Regie, der Nerd für alle Fälle. Die im Ansatz selbstironische Färbung, auch das optisch eigensinnige Design des von Rian Johnson verantworteten Die letzten Jedi (Teil acht) weichen damit wieder einem hemdsärmeligen Stil. Die ruppige Inszenierung, die im Zweifelsfall lieber klotzt statt Nuancen zu suchen, pusht die Handlung unaufhörlich nach vorn.

Mit seiner Hauruck-Ästhetik ist Abrams ein orthodoxer Erfüllungsgehilfe ohne sonstige Ambitionen. Das entspricht der Logik des Franchises: Besser nie vom Kurs abweichen! Star Wars, das ist diese spezielle Curry-Mischung aus westernhaftem Rabaukentum, finster-hohlem Untergangspathos und herzigem Gefiepse von Robotern wie R2-D2. Oder den umschweifenden Ausführungen von C-3PO (ja, der Bronzene), der in Der Aufstieg Skywalkers als Übersetzungsprogramm von Sith-Geheimschriften eine bedeutendere Aufgabe übertragen bekommt. Im von Abrams und Chris Terrio verantworteten Drehbuch ist das einer der wenigen originellen Gegenwartsverweise: von wegen ethischer Umgang mit künstlicher Intelligenz.

Erhält wichtige Aufgaben: C-3PO.
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Auch inhaltlich bietet Der Aufstieg Skywalkers Bewährtes in Form eines Parallelbewerbs. Die Mission des dezimierten Widerstands gilt der Suche nach dem richtigen Kompass, um das Versteck von General Palpatine ausfindig zu machen und damit seinen Plänen zuvorzukommen. Ob man den Weg dorthin findet, ist keine Frage von "falls", sondern eine des "Wenn", wie es Finn (John Boyega) einmal siegessicher ausdrückt. Und dann wird gekämpft.

Stormtroopers können fliegen

Solide exekutierte Verfolgungsjagden zu Land und im Flug, etwa durch Monument-Valley-ähnliche Westernlandschaften, bei denen die Stormtroopers wie weiland James Bond mit Raketenrucksack flügge werden, verkürzen die Zeit. Aufrichtige Anteilnahme bleibt dennoch die Ausnahme. Selbst an Chewbaccas (ja, der Fellige) Abgang will man nicht einen Moment lang richtig glauben. Die Fallhöhe bleibt, wohl auch um die Fans zu schonen, eher kurz.

Durch die Vorgängerteile lange vorbereitet ist der zentrale Konflikt zwischen Kylo Ren und Rey. Ihr Privatissimum – Dialoge finden über weit entfernte Örtlichkeiten hinweg statt – findet hier mit neuen Akzenten Fortsetzungen. Fast schon aufdringlich wirken Rens wiederholte Versuche, Rey auf seine Seite zu ziehen. Im Finale erweisen sich beide mehr denn je als Figuren, die mit sich selber mindestens so arg im Widerstreit liegen wie miteinander. Die ödipal schwerbepackte Identitätssuche gehört zum Einmaleins von Star Wars.

Ren büßt an Temperament ein, dafür wächst Reys Stärke, wie Jesus vermag sie durch Auflegen ihrer Hände Wunden zu heilen. Daisy Ridleys Figur bleibt die einprägsamste Heldin dieser Trilogie, eine fragile Actionheroin, die dem opernhaften Trubel der Saga mit natürlichem Instinkt trotzt. Sie ist es auch, die Abrams’ Abschiedsvorstellung auf Zeit kurz zu bündeln vermag. Aber die Losung dieses Blockbusters heißt: alles inklusive, aber hallo. (Dominik Kamalzadeh, 18.12.2019)