Die Arbeitslosigkeit dürfte nach Jahren der Entspannung wieder zunehmen, erwarten die Wirtschaftsforscher.

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Wien – Die gute Nachricht zuerst: Trotz schwelender Handelskonflikte und verhaltener globaler Konjunktur wird die heimische Wirtschaft auch in den kommenden Jahren expandieren. Die weniger gute Nachricht: Das Wirtschaftswachstum wird sich verlangsamen. Und – ja, es gibt auch eine schlechte Nachricht – die Arbeitslosigkeit dürfte im kommenden Jahr sogar steigen.

Dies sind die Kernaussagen der Prognosen, die das Institut für Höhere Studien (IHS) und das Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) am Donnerstag vorgestellt haben. Allerdings kommen die Forscher der beiden Einrichtungen nicht in allen Belangen zu den numerisch gleichen Ergebnissen.

Arbeitslosigkeit steigt 2020

So auch bei der Arbeitslosigkeit. Einig ist man sich zwar im Trend: Nachdem die Arbeitslosigkeit heuer kräftig gesunken ist, wird sie im kommenden Jahr wieder leicht zulegen. Das IHS prognostiziert mit einer Quote von 7,5 Prozent ein leicht trüberes Bild als die Wifo-Forscher mit ihrer Vorhersage von 7,4 Prozent für das kommende Jahr. 2021 wird die Arbeitslosigkeit stagnieren, prognostizieren beide Forschungseinrichtungen.

Wifo-Direktor Christoph Badelt (li.) und IHS-Chef Martin Kocher sehen in der weltweiten Konjunkturflaute eine Herausforderung für Österreichs Wirtschaft.
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Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist mit ein Grund dafür, dass sich das Wachstum der heimischen Wirtschaft im kommenden Jahr verlangsamen wird. Nach einem Plus von 2,4 Prozent im Vorjahr rechnet das IHS mit einem BIP-Zuwachs von 1,6 Prozent im laufenden Jahr. 2020 wird das Inlandsprodukt laut Prognose nur noch 1,3 Prozent zulegen, um 2021 wieder 1,6 Prozent zu erreichen.

Dynamik flaut ab

Die gute Arbeitsmarktsituation habe das schwierige industriepolitische Umfeld teilweise wettgemacht, heißt es in der Studie des IHS. Demnach stützten kräftige Zuwächse der Realeinkommen den Konsum. Profiteur war vor allem der Dienstleistungssektor. Diese Dynamik flaut nun ein bisschen ab. Die absolute Zahl der unselbstständig Beschäftigten wird weiter zulegen – aber deutlich langsamer als bisher.

Handelskonflikte als Unsicherheitsfaktor

Das globale Wirtschaftsumfeld sei weiterhin voller Risiken, warnten die Forscher beider Einrichtungen. Die US-Wahl, eskalierende Handelskonflikte, der Brexit und die wirtschaftliche Entwicklung Osteuropas könnten böse Überraschungen für die heimische Wirtschaft bereithalten und das Wachstum weiter bremsen.

So weit die negativen Szenarien. Es könnte aber auch ganz anders kommen und die österreichische Wirtschaft stärker als erwartet wachsen, wenn die kommende US-Wahl das Ende des Handelskonflikts bringt oder der Brexit schnell und konfliktfrei über die Bühne geht. (luis, 19.12.2019)