Techniker, Musiker und Tänzer der Pariser Oper beim Streik gegen Emmanuel Macrons Rentenreform.

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Paris – Ihr Pensionssystem stammt noch aus der Zeit des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV.: Auch die Mitarbeiter der Pariser Oper protestieren seit zwei Wochen gegen die Rentenreform von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Er will das mehr als 300 Jahre alte Vorzugsregime abschaffen und durch eine Einheitsrente für alle Franzosen ersetzen.

"Um die Spitzenstellung der Pariser Oper zu erhalten und herausragendes Personal und Künstler zu finden, muss dieses Rentensystem erhalten bleiben", fordert Frédéric Hebras, Opern-Referent bei der Gewerkschaft CGT.

Ein Tänzer der Pariser Oper kann gemäß dieser Bestimmungen wegen des hohen Verletzungsrisikos bereits mit 42 Jahren in Pension gehen, ein Sänger oder Bühnentechniker mit 55 Jahren. Das Rentensystem stammt aus dem Jahr 1698 und ist eines der ältesten in Frankreich. "Das Wunderbare der Oper wird verschwinden", fürchtet Kostümbildner Bernard Buffet, wenn das Rentenalter wie geplant auf 64 Jahre steigt. "Deshalb demonstrieren wir alle."

2,5 Millionen Euro Schaden bisher

Wegen des Streiks fallen seit zwei Wochen alle Vorstellungen an den beiden Pariser Opernhäusern aus – dem neobarocken Palais Garnier am Opernplatz und dem modernen an der Bastille. Auch an Weihnachten ist wegen der Streikdrohung der Gewerkschaften keine Änderung in Sicht. Alleine in der ersten Streikwoche entgingen der Oper dadurch Einnahmen von 2,5 Millionen Euro – aus denen teilweise auch die Renten finanziert werden.

Um ihre Forderungen zu bekräftigen, lassen sich die Streikenden einiges einfallen: Zu den Aktionen gehörten ein Défilé der Tänzer und ein improvisiertes Konzert vor der Oper an der Bastille. Dort gab es großen Applaus für Arien aus Giuseppe Verdis Nabucco – ein unverhohlener Seitenhieb gegen Präsident Macron. In Verdis Oper begehren die Hebräer gegen den babylonischen Tyrannen Nabucco auf. Denn Nabucco, der biblische Nebukadnezar, ist dem Wahnsinn verfallen. (APA, 18.12.2019)