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Gröden präsentiert sich heuer nicht von der schönsten Seite. Auch die Prognosen für die nächsten Tage sind sehr bescheiden.

Foto: REUTERS/Alessandro Garofalo

Gröden – Das Schrauben am Programm des Skiweltcups ist eine komplexe Angelegenheit. Der internationale Verband (Fis) scheiterte am Vorhaben, die Anzahl der Rennen zu verringern und Ausgeglichenheit zwischen den Disziplinen herzustellen.

Saisonhöhepunkte im Zeitraffer

Die Saison ist kurz, das Programm straff. Der Stresstest für Abfahrer präsentiert von Fis-Renndirektor Markus Waldner im Schnelldurchlauf: "Lake Louise – aufwärmen. Beaver Creek, Gröden – noch alles gut. Bormio – Messer am Hals. Wengen – Stress. Kitzbühel – Stress brutal. Garmisch-Partenkirchen – alle K.o. Das gefährlichste Rennen. Oft gibt es da Stürze, weil alle ausgelaugt und mental nicht mehr bereit sind."

Vor allem der Jännerblock mit den Klassikern bereitet nicht zuletzt nach Feedback der Athleten Sorgen, weil die Belastungen zugenommen haben. Waldner weiß aber, dass im Jänner nicht viel geändert werden kann: "Das sind die Top-Level-Events. Da ein Wochenende nicht zu fahren, wäre ein Schuss in den eigenen Haxen", sagt der 55-jährige Südtiroler. Man habe versucht, Wengen mit Adelboden zu tauschen, um den Abfahrern vor Kitzbühel eine Woche Luft zu verschaffen. Es scheiterte aber an der Logistik. Wengen könne den Aufbau der Tribünen nicht während der Weihnachtsferien stemmen.

Die Fis hat im Sommer vergeblich versucht, das immer wieder bekrittelte Ungleichgewicht zwischen technischen und schnellen Bewerben zu beseitigen. Das zwölfköpfige Fis-Council, dem auch Österreichs Verbandschef Peter Schröcksnadel angehört, hat den Vorschlag abgelehnt. Kein Veranstalter will auf lukrative Rennen verzichten. "40 Prozent der Einnahmen aus TV-Rechten gehen in Gröden an den nationalen Skiverband Fisi. Sie leben davon", sagt Waldner.

Kampf um jedes Rennen

Auf Kombinationen und Parallelbewerbe zu verzichten, kommt der Fis nicht in den Sinn. Waldner: "Von allen Seiten wurden neue Formate gewünscht, aber der Kalender ist bei 100 Prozent. Weniger ist aber oft mehr." Dennoch wird aus finanziellen Gründen um jedes Rennen gekämpft. Fällt eines aus, wird es nachgeholt. Waldner: "Weil sie sonst eine Möglichkeit weniger haben, Geld zu verdienen."

Die teils strapaziösen Reisen zwischen den Rennen sieht Waldner nicht als Problem, das lasse sich bei einem Weltcup eben nicht vermeiden und sei zumutbar. "Das sind Spitzensportler!" Somit bereitet Waldner auch die zwischen den Rennen in Chamonix und Hinterstoder angesetzte Asien-Tournee mit Rennen in Yanqing in China und Yuzawa Naeba in Japan kein Kopfzerbrechen. "Wir fahren alle drei Jahre in Japan, weil das auch ein Markt ist und weil wir einen Weltcup austragen. Wenn sie in Zukunft nur noch in Österreich in den Alpen fahren wollen, dann sind wir kein Weltcup mehr. Wir müssen Interessen weltweit berücksichtigen."

Für Schröcksnadel lautet das Zauberwort "Entflechtung". Der ÖSV-Präsident hätte gerne mehr technische Rennen abends unter der Woche. Die starken Quoten bei den Nachtrennen in Flachau und in Schladming sprechen dafür, die Interessen von Infront dagegen. Der Vermarkter der meisten Weltcuprennen setzt unter der Woche – durchaus auch im Winter – vorrangig auf Fußball.

Als Richtwert für Balance wären je acht Rennen für die vier Kerndisziplinen. Inklusive dreier Kombinationen und ebenso vieler Parallelrennen wären es in Summe 38 Events. Die aktuelle Saison umfasst 44 (23 Technik, 18 Speed, drei Kombis).

Nachteil für Abfahrer

Die Abfahrer sind dadurch in Sachen Gesamtweltcup weiter klar im Nachteil. Dazu kommt, dass witterungsbedingt eher Speedbewerbe ausfallen. Diese Sorge plagt aktuell Gröden. Für die Renntage (Super-G am Freitag, Abfahrt am Samstag) werden Niederschläge und milde Temperaturen prognostiziert. Ein Gesamtausfall ist nicht auszuschließen.

Am Mittwoch wurde lange zugewartet um ein Abfahrtstraining auf der Saslong über die Bühne zu bringen. Nach mehrmaligem Verschieben wegen Nebels und Regens wurde das Training auf verkürzter Strecke dann nach 14 Uhr abgesagt. Während ein Vorläufer auf der wegen der Plusgrade aufgeweichten Piste ins Ziel stürzte und sich verletzte, kam ein weiterer Testpilot unmittelbar nach ihm auf den Kamelbuckeln zu Sturz. Danach zog im Mittelteil wieder Nebel auf. "Die eingeschränkte Sicht gefährdete die Sicherheit der Fahrer und machte eine reguläre Austragung unmöglich", erklärte Waldner.

Für Donnerstag ist nun ein neuer Versuch geplant, einen für die Abfahrt unabdingbaren Trainingslauf durchzuführen. Die Aussichten sind nicht rosig. (Thomas Hirner, 18.12.2019)