Bunt wird das sicher: Kinderoper "Persinette" an der Staatsoper.

Pöhn

Das Finale seiner Tätigkeit als Direktor der Wiener Staatsoper würzt Dominique Meyer, der wohl glücklich an die Mailänder Scala wechselt, mit opernhaften Neuheiten: Nach der aufwendigen Uraufführung von Olga Neuwirths Orlando bietet er nun – wieder auf der großen Bühne und nicht in der Dependance in der Walfischgasse – ein Musiktheater für Junge. Es geht um Persinette, besser bekannt als Rapunzel, welche die Brüder Grimm einst auf Basis eines französischen Volksmärchens ins Bewusstsein des romantischen 19. Jahrhunderts rückten.

Von der Wiener Staatsoper beauftragt, komponierte Albin Fries (Librettistin war Birgit Mathon) einen Dreiakter, der die Aufmerksamkeit für eine Stunde fesseln soll. Die Märchenoper vom blonden, im Turm gefangenen Mädchen wird bezüglich der Tonsprache tonal angelegt sein – spätromantische Diktion soll vorherrschen. Sängerin Bryony Dwyer, im Besitz der Titelrolle, findet, die Musik sei "voller Magie und arbeitet mit den Charakteren zugeordneten Leitmotiven", was ja auch Richard Wagner einst tat.

Lange Zöpfe

Fries, der also gerne und bewusst zugänglich komponiert, kennt das Haus am Ring gut: Er war lange Solokorrepetitor und zweiter Studienleiter an diesem Haus der großen Gefühle. Ist nicht unwichtig. Die Aufgabe, die märchenhafte Story ins große Haus zu bringen, stellt doch spezielle Anforderungen.

Auch Regisseur Matthias von Stegmann löst wohl ganz andere Problemchen als in der überschaubaren Walfischgasse. Im Haupthaus würde es jedenfalls auch um "große visuelle Eindrücke" gehen, meint er. Gleichzeitig würde die Musik hier "noch intensiver sprechen und atmen" können. Komponist Fries selbst betrachtet seine Neuheit Persinette passend als "symphonische Oper mit dem Orchester als gleichwertige Hauptfigur".

Inhaltlich folgt man treu der Rapunzel-Geschichte: Das Mädchen, der lange Zopf, die böse Zauberin, der Turm, der Königssohn ohne Höhenangst – es wird alles Bekannte vorkommen, was bedeutet: Es sollte die alte Geschichte – in Wort und Ton – spannend erzählt werden, wozu auch Dirigent Guillermo García Calvo einen Beitrag leisten kann. (toš, 20.12.2019)