Foto: imago/Ute Grabowsky

PRO: Selber machen bringt’s

von Andreas Danzer

Er gehört in Wiener Supermärkten fast zum guten Ton: der ang’widerte Ruf nach der "zweiten Kassa". Der Unmut der fordernden Person schwappt oft in Windeseile auf die anderen Wartenden über. Unzufriedene Kunden nerven schlussendlich auch die Mitarbeiter. Das Ergebnis: kollektives Unbehagen. Die Lösung: Selbstbedienungskassen.

Der größte Vorteil liegt auf der Hand. Anstelle eines Förderbands, das immer das Nadelöhr am Ende des Einkaufs darstellt, baut man drei bis vier Selbstbedienungskassen auf. Anfangs kann es zugegebenermaßen zu Schwierigkeiten kommen, doch der Mensch ist lern- und anpassungsfähig. Spätestens beim dritten Mal platziert, scannt und bezahlt man, als hätte man es nie anders getan.

Die Automatisierung hat bereits viele öde Jobs obsolet gemacht. Warum nicht auch diesen? Schwer vorstellbar, dass jemand davon träumt, stundenlang Waren über einen Scanner zu ziehen. Angestellte könnten in der Beratung eingesetzt werden, dann geht auch die zwischenmenschliche Komponente nicht verloren.

Ein völlig autonomer Supermarkt, in dem die Bezahlung über Kameras und eine App abgewickelt wird, ist leider Zukunftsmusik. Im heutigen System der Koexistenz können sich Self-Service-Gegner nach wie vor "klassisch" anstellen. Das bedeutet wiederum, dass es für Fans der Selbstbedienungskassen schneller geht. Eine Win-win-Situation. (Andreas Danzer, 19.12.2019)

KONTRA: Ich mach da nicht mit

von Bettina Pfluger

Ja, es klingt fein. Selber scannen, Produkte einpacken und rasch wieder raus aus dem Supermarkt. Die Vorstellung scheitert hier aber oft an der Praxis. Denn nicht jede Selbstscanner-Kassa funktioniert nach dem gleichen Ablauf. Will man – im Sinne der Nachhaltigkeit – ein eigenes Sackerl verwenden, wird das mitunter zur Herausforderung. Ebenso das Faktum, dass bei einigen Kassen nur eine bestimmte Anzahl an Produkten gescannt werden darf. Somit wird das System mühsam.

Die Zustände im Handel sind immer wieder Gegenstand von Debatten. Einmal geht es darum, dass Handelsangestellte kaum Pausen machen dürfen oder überwacht werden, wie lange sie sich im Pausenraum aufhalten. Dann kommt ans Licht, dass sie während der Dienstzeit nicht trinken dürfen. Die Frauen und Männer, die Regale auffüllen, Fragen beantworten, im Lager nach ausgegangenen Produkten für uns suchen, sind es auch, die vor Feiertagen extra lange arbeiten müssen, mitunter extrem lange Anfahrtswege haben und schlecht bezahlt werden. Wer hier für noch mehr Verschlechterung sorgen will, soll bitte ran an die Selbstscanner-Kassen.

So schaffen wir die Jobs der Kassamitarbeiter selbst ab und wundern uns über steigende Arbeitslosigkeit im Handel. Schuld ist dann der böse Onlinehandel. Das eigene Verhalten wird bei solchen Debatten selten kritisch hinterfragt. Der Kunde hat Macht. Möge diese mit ihm sein. (Bettina Pfluger, 19.12.2019)