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  • Deutschland

Kaum zu glauben: In der zuletzt so schnarchlangweiligen deutschen Bundesliga bahnt sich ein spannendes Titelrennen an. Die Bayern liegen nach 16 durchwachsenen Runden punktegleich mit Borussia Dortmund nur auf Platz drei (je 30 Zähler). Die Tabellenspitze machen sich mit vier Punkten Vorsprung RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach aus. Theoretisch könnte auch noch Schalke (29) ein Wörtchen mitreden, praktisch ist das angesichts einer zahnlosen Offensive sehr unwahrscheinlich.

Müsste man auf einen Meister wetten, wäre freilich der Serienchampion aus München die Wahl. Die Oktoberkrise ist überstanden, die jüngsten Niederlagen gegen Gladbach und Leverkusen kann man als "unglücklich" archivieren. Am ehesten sollte die zuletzt starke Österreicher-Filiale Leipzig Paroli bieten können. Paderborn und Düsseldorf gehört die Pole Position für den Direktabstieg, auf einem Relegationsplatz kriselt Werder Bremen vor sich hin. 0:1 gegen Paderborn, 1:6 gegen Bayern, 0:5 gegen Mainz – Trainer Florian Kohfeldt ist angezählt. Das Auswärtsspiel beim punktegleichen 1. FC Köln am Samstag hat für die beiden Traditionsklubs Schicksalscharakter.

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  • England

In sich ist es logisch, dass der FC Liverpool in England endlich das Rennen macht. Mit dem Champions-League-Titel im Rucksack starteten die Reds beständig fulminant in die Saison, 16 Siege und gerade einmal ein Remis (1:1 gegen Manchester United) sprechen eine deutliche Sprache. Und weil Manchester City ein wenig Schwäche zeigt und einzig Leicester City ähnlich emsig Punkte sammelte, beträgt der Vorsprung der Reds nach 17 Spieltagen bereits zehn Punkte – im häufig engen Titelrennen schon ein ordentliches Brett.

Die restlichen Topteams präsentierten sich wankelmütig: Chelsea (Vierter mit 29 Punkten), Tottenham (Fünfter, 26) und ManUnited (Sechster, 25) müssen im Titelkampf zuschauen. Nicht wackelig, sondern schlecht war die bisherige Saison für den FC Arsenal. Die Londoner sind gar nur Zehnte – 27 Punkte hinter Liverpool. Neben Leicester macht sich auch Aufsteiger Sheffield United ganz gut: Die Blades kuscheln auf Platz sieben sogar noch um einen internationalen Startplatz. Im Keller ist Watford abgeschlagen (9), in der Bredouille aber auch Southampton mit Coach Ralph Hasenhüttl.

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  • Italien

Comeback der Spannung? Eigentlich lässt der erste geschulte Blick auf die Tabelle der Serie A Altbekanntes vermuten. Die Alte Dame vulgo Juventus Turin ist vorne. Das kennt man. Seit 2011 konnte kein anderes Team mehr die italienische Meisterschaft holen. Die Turiner haben ein Abo auf den Scudetto. In den vergangenen Jahren war vor allem der SSC Napoli der größte Konkurrent auf den Titel, heuer schwächeln die Neapolitaner. In die Bresche um den Spannungsbogen springt dafür Inter Mailand. Das Team von Antonio Conte hat ordentlich investiert, will im Winter noch nachlegen, um den ersten Titel seit 2010 einzufahren.

Überraschung der Saison ist bislang Cagliari Calcio. Die Sarden belegen aktuell Platz fünf, Angreifer Joao Pedro teilt sich mit Cristiano Ronaldo (Juventus) und Romelu Lukaku (Inter) Platz zwei der Torschützenliste. Nur Ciro Immobile von Lazio Rom hat mehr Tore (17) erzielt. So gar nicht in die Gänge kommen hingegen der AC Milan (10.) und der AC Florenz (14.), wobei die Fiorentina gar nur vier Punkte Abstand zu einem Abstiegsplatz hat. So richtig happig wird es für SPAL: Das Schlusslicht aus Ferrara konnte gerade einmal zwei Siege und drei Remis verbuchen.

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  • Spanien

Kicken könnten sie ja, aber der Clasico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid am Mittwoch war so weit weg von einem Klassiker wie Katalonien von politischem Frieden. Das erste 0:0 im Duell der Erzrivalen seit 2002 konservierte die Pattstellung an der Tabellenspitze: Barca führt, Real ist punktegleich Zweiter.

Die Minimalüberraschung ist nach 17 Runden auf Platz drei zu finden. Hier lauert ausnahmsweise nicht Atlatico Madrid, die Rojiblancos (29 Punkte) sind nur Fünfte. Denkbar knapp davor schicken sich der FC Sevilla (31) und Getafe (30) an, erstmals seit Valencia 2011/12 das Abo der immergleichen Top drei zu brechen. Dahinter tanzen noch die üblichen Verdächtigen San Sebastian (28) mit dem überragenden Martin Ödegaard, Athletic Bilbao und Valencia (27) mit.Am Tabellenende rurchelt ein Traditionsklub vor sich hin: Der Vorjahressiebente Espanyol Barcelona schaffte es zwar ins Europa-League-Sechzehntelfinale gegen Wolverhampton, nur zehn Punkte in der Liga sind aber Grund zur Besorgnis. Zum Jahresabschluss gibt’s am Sonntag ein Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn Leganes, zum Auftakt des neuen Jahres droht das Derby gegen den Titelfavoriten. (Andreas Hagenauer, Martin Schauhuber, 19.12.2019)