Fabien Neretsé droht eine lebenslange Haftstrafe.

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Brüssel – Ein belgisches Gericht hat den früheren ruandischen Regierungsvertreter Fabien Neretsé wegen Völkermordes schuldig gesprochen. Der 71-Jährige trage die Verantwortung für Massaker, die 1994 an der Minderheit der Tutsi in Ruanda begangen wurden, befand ein Gericht in Brüssel am Donnerstag. Die Richter verurteilten Neretsé überdies wegen Kriegsverbrechen. Das Strafmaß muss noch verkündet werden.

Erste Verurteilung wegen Völkermords in Belgien

Neretsé ist der Erste, der in Belgien wegen Völkermords verurteilt wird. Die belgische Justiz hat seit einer Gesetzesänderung 1993 eine unbeschränkte Zuständigkeit für Fälle von Völkermord. Neretsé droht nun lebenslange Haft. Er plädierte auf unschuldig.

Neretsé war 2011 in Frankreich festgenommen worden. Die Morde, für die er verantwortlich gemacht wird, sollen sich in der ruandischen Hauptstadt Kigali sowie in den Verwaltungsbezirken Gitarama und Ruhengeri zugetragen haben.

Bei dem Völkermord in Ruanda wurden von April bis Juli 1994 nach UN-Angaben mindestens 800.000 Menschen umgebracht. (APA, 19.12.2019)