Bei großen Versandhändlern in Deutschland werden offenbar zurzeit in großem Umfang auch Neuwaren vernichtet. Das belegen interne Fotos und Dokumente aus einem Amazon-Lager, die über die Umweltorganisation Greenpeace an Reporter des NDR weitergegeben wurden. Sie betreffen ein Amazon-Logistikzentrum in Niedersachsen. Die Unterlagen belegen, dass dort in der Vorweihnachtszeit offenbar ein- bis zweimal pro Woche ein Container mit unbenutzter und nicht versendeter Neuware abgeholt und zur Müllverbrennungsanlage nach Hamburg gebracht wird. Es handelt sich dabei nicht um Retouren, sondern um Waren, die Amazon im Auftrag von Dritthändlern verkauft.

Heizstrahler, Trinkflaschen und Bücher

Die Fotos zeigen unter anderem Halogen-Heizstrahler, Trinkflaschen und Bücher, die in Abfall-Containern für den Abtransport gesammelt werden. Die Waren sind offensichtlich nicht beschädigt und noch originalverpackt. Für die Händler ist die Vernichtung der Neuware offenbar einfacher und wirtschaftlicher, als darauf zu hoffen, sie zukünftig zu verkaufen. Wird ein Produkt zum Ladenhüter, dann bietet Amazon nach NDR Recherchen unter anderem an, die Ware gegen Gebühr zu vernichten. Das spart dem Händler die Kosten für eine Lagerung.

Foto: AFP

"Es darf nicht sein, dass der Platz im Regal für den Onlinehändler anscheinend wertvoller ist als das Produkt, das drin liegt", sagt Viola Wohlgemuth von Greenpeace. Greenpeace fordert ein Ressourcenschutzgesetz und ein Verbot Neuwaren und Retouren zu vernichten.

Ein Branchenproblem

Amazon lehnte ein Interview zu dem Thema ab. Die Vernichtung von Neuwaren bestritt der Konzern nicht, das sei allerdings ein Problem, das die gesamte Branche der Versandhändler beträfe. Eine Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsbetrieb bestätigte ein Sprecher auf Anfrage. Man arbeite daran, die Anzahl der entsorgten Produkte zu reduzieren.

Genaue Zahlen über die Menge der vernichteten Neuwaren gibt es nicht. Die Uni Bamberg fand zuletzt heraus, dass Deutsche bei Internetbestellungen jedes sechste Paket zurückschicken, bei Kleidung und Schuhe sogar fast die Hälfte. Rund vier Prozent der zurückgeschickten Artikel landen laut den Forschern dann im Müll. (red, 20.12.2019)