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Die Deutsche Telekom hat Insidern zufolge mit dem umstrittenen chinesischen Netzwerkausrüster Huawei über die Lieferung von Ausrüstung für seine 5G-Mobilfunknetze verhandelt, die Gespräche wegen der politischen Debatte in Deutschland aber ausgesetzt.

Wie Reuters von drei mit den Sachverhalten vertrauten Personen erfuhr, wurden bei den Gesprächen in Paris im November Details für einen möglichen Vertrag verhandelt, der aber nicht zustande kam. Huawei sollte demnach für 533 Millionen Euro 70 Prozent der Antennentechnik für das schnelle 5G-Mobilfunknetz der Telekom liefern. Geregelt werden sollte auch, dass sich der Preis entsprechend verringere, falls die deutsche Regierung die Beteiligung Huaweis am 5G-Aufbau begrenze.

Treffen am Frankfurter Flughafen

Am 3. Dezember gab es den Insidern zufolge ein weiteres Treffen am Frankfurter Flughafen, an dem Telekom-Vorständin Claudia Nemat und Huaweis stellvertretender Chairman Eric Xu teilnahmen. Der Bonner Konzern habe auch mit anderen Netzwerkausrüstern gesprochen.

Ein Telekomsprecher bestätigte die Treffen in Paris und Frankfurt. Alle Verhandlungen seien aber auf Eis gelegt, bis die Regierung – mit 32 Prozent größter Aktionär der Deutschen Telekom – sich entschieden habe, wie mit Huawei zu verfahren sei, sagte er. Das sei den Chinesen bei dem Treffen am 3. Dezember auch mitgeteilt worden.

Offiziell hatte die Deutsche Telekom am 4. Dezember bekanntgegeben, dass sie angesichts der unklaren politischen Lage bis auf Weiteres mit keinem Hersteller 5G-Verträge in Deutschland eingehen werde. Der chinesische Konzern lehnte einen Kommentar ab.

Konsequenzen

Huawei wird eine zu große Nähe zur kommunistischen Regierung in Peking vorgehalten. Kritiker sehen durch die Technik des Konzerns Möglichkeiten für Spionage und Sabotage. Das Unternehmen hat das immer wieder zurückgewiesen. Die Huawei-Technik gilt als sehr gut und ist meist günstiger als die Konkurrenz aus Europa oder Nordamerika. Die Bundesregierung hat noch keine Entscheidung gefällt, ob Huawei in Deutschland wie in den USA von Verträgen zum 5G-Aufbau wegen der Sicherheitsbedenken ausgeschlossen werden soll. Nach den Worten des deutschen Innenministers Horst Seehofer soll diese Frage zügig im neuen Jahr beantwortet werden. China sieht die Debatte in Deutschland über einen Ausschluss Huaweis kritisch und hat mit Konsequenzen gedroht.

Die Gespräche und der plötzliche Abbruch zeigen, mit welchem Druck und mit welcher Unsicherheit die Telekomkonzerne weltweit beim 5G-Netzaufbau konfrontiert sind. Huawei ist der weltgrößte Netzwerkausrüster und hatte einen großen Teil der Ausrüstung für die bestehenden 3G- und 4G-Mobilfunknetze bereitgestellt. Die Telekom hat Insidern zufolge mit den Chinesen nur über die Lieferung von Antennentechnik für die Funktürme gesprochen, nicht über Ausrüstung für das sensible Kernnetzwerk. Hier gibt es die größten Sicherheitsbedenken. (APA, 20.12. 2019)