Vatikanstadt – Die vatikanische Behörde, die sich mit Missbrauchsfällen befasst, hat in diesem Jahr eine Rekordzahl von Anzeigen erhalten. Die Anzeigen trafen aus der ganzen Welt ein, auch aus Ländern, in denen bisher keine Missbrauchsfälle gemeldet worden waren, sagte John Joseph Kennedy, Leiter des Disziplinarbüros im Vatikan.
Die hohe Zahl von Anzeigen habe das Personal der Behörde "überwältigt", sagte Kennedy. Diese Zahl sei viermal höher als noch vor zehn Jahren. Um mit all diesen Fällen umzugehen, müsste das Personal sieben Tage pro Woche arbeiten, meinte Kennedy.
"Päpstliches Geheimnis" abgeschafft
Die meisten Missbrauchsanzeigen seien aus Argentinien, Mexiko, Chile, Italien, Polen und den USA eingetroffen. "Der Vatikan hat sich zur Bekämpfung von Kindermissbrauch verpflichtet und braucht Zeit, um alle Fälle zu prüfen", sagte Kennedy.
Papst Franziskus hatte am Dienstag die Möglichkeit abgeschafft, sich bei Fällen von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche auf Geheimhaltung zu berufen. Das sogenannte "päpstliche Geheimnis" habe in Missbrauchsfällen keine Gültigkeit mehr, teilte der Vatikan mit. Das "päpstliche Geheimnis" soll grundsätzlich die Vertraulichkeit sensibler Informationen garantieren. Die neue Maßnahme führt nun dazu, dass Aussagen in Kirchenprozessen auch an die zivilen Behörden gehen. (APA, 20.12.2019)