Gab Baubeschluss für Milliardeninvestition in brasilianisches Zellstoffwerk bekannt: Lenzing-Vorstandsvorsitzender Stefan Doboczky.

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Wien – Fast eineinhalb Jahre hat die Entscheidungsfindung gedauert, nun ist es fix: Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing, Weltmarktführer bei der Gewinnung von Textilfasern aus Zellstoff, baut ein Riesenzellstoffwerk in Brasilien.

Die Investitionssumme wurde am Freitag mit 1,3 Milliarden Dollar, umgerechnet 1,17 Milliarden Euro, angegeben. Das ist um rund 30 Prozent mehr, als im Juni 2018 verkündet. Dafür soll das Werk, das nahe der Millionenstadt São Paulo im Bundesstaat Minas Gerais auf der grünen Wiese entstehen soll, etwas früher als ursprünglich geplant die Produktion aufnehmen, nämlich im ersten Halbjahr 2022.

Joint-venture mit Duratex

Errichten und betreiben wird Lenzing das Zellstoffwerk mit dem brasilianischen Partner Duratex, der auf die Herstellung von Holzpaneelen spezialisiert ist. Die Oberösterreicher halten 51 Prozent, die Brasilianer 49 Prozent der Anteile am Joint Venture.

Das neue Werk, das erste von Lenzing außerhalb Europas, wird auf eine Jahreskapazität von 500.000 Tonnen ausgelegt, um 50.000 Tonnen mehr, als ursprünglich beabsichtigt war. Mit den Zellstoffwerken in Lenzing und im tschechischen Paskov deckt das Unternehmen derzeit rund 60 Prozent des Eigenbedarfs. Mit dem neuen Werk in Brasilien steigt der Eigendeckungsgrad auf rund 75 Prozent.

Das Projekt soll mit langfristigem Fremdkapital finanziert werden. Der Abschluss entsprechender Finanzierungsverträge wird vom Lenzing-Management für Ende März 2020 erwartet.

Investition in Thailand

Am Standort Lenzing hat der Faserhersteller erst im Sommer eine 60-Millionen-Euro-Investition abgeschlossen. Die Kapazität des dortigen Zellstoffwerks wurde von 300.000 auf 320.000 Tonnen pro Jahr erhöht. Paskov kommt auf 280.000 Jahrestonnen.

Ebenfalls im Sommer hat Lenzing den Beschluss gefasst, mit einem Gesamtinvestment von einer Milliarde Euro ein neues Lyocell-Werk in Thailand zu bauen. Die Anlage soll in der zweiten Hälfte 2021 in Betrieb gehen und wird die größte ihrer Art weltweit sein. In Phase eins ist eine Produktion von 100.000 Tonnen Lyocellfasern im Jahr geplant. Rund 700 Mitarbeiter will Lenzing dort zunächst beschäftigen. Das Projekt war ebenfalls lange angekündigt, bevor der Aufsichtsrat grünes Licht zum Bau gab. Die dort produzierten Fasern sind für den asiatischen Markt bestimmt.

Lyocell ist eine Spezialfaser, in der Lenzing deutlich weniger Preisdruck spürt als bei Standardviskose. Derzeit hat Lyocell einen Anteil von knapp 50 Prozent am Umsatz der Lenzing AG von zuletzt 2,18 Milliarden Euro.

An der Börse in Wien legte der Kurs des Lenzing-Papiers am Freitag um 0,4 Prozent zu. (stro)

(stro, 21.12.2019)