Die "Ocean Viking" im Hafen von Pozzallo, Italien.

Foto: EPA / FRANCESCO RUTA

Genf – Das norwegische Rettungsschiff "Ocean Viking" hat am Freitag 112 Menschen vor der Küste Libyens gerettet. Die Migranten befanden sich an Bord eines Schlauchbootes, das 34 Seemeilen von der Küste Libyens entfernt Luft verlor, wie die Nichtregierungsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen, Betreiber des Schiffes, am Freitag auf Twitter mitteilten.

An Bord des Schlauchbootes befanden sich 38 Minderjährige, darunter ein drei Monate altes Baby, und 24 Frauen, darunter drei Schwangere. "Alle sind jetzt sicher an Bord der Ocean Viking", berichteten die NGOs.

"Sea-Watch 3" von Gericht freigegeben

Ein anderes Rettungsschiff der NGO Sea-Watch, die "Sea-Watch 3", wurde indessen am Donnerstag von einem Gericht in Palermo freigegeben. Das Schiff war, nachdem die deutsche Kapitänin Carola Rackete im Juni ohne Genehmigung im Hafen Lampedusa eingefahren war, von der italienischen Regierung beschlagnahmt worden.

132 Migranten die unter anderem von der "Sea-Watch 3", aber auch der "Ocean Viking" und dem Rettungsschiff "Open Arms", gerettet wurden, wurden am Freitag mit einem Flugzeug von Rom nach Berlin gebracht. Die Menschen sollen im Zuge des von Italien geforderten EU-Relocationprogramms von der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen werden. Damit steigt die Zahl der Migranten, die seit September von Italien an andere Länder umverteilt wurden, auf 392.

UN-Sprecher kritisiert Rückführungen nach Libyen

Ein Menschenrechtssprecher der Vereinten Nationen kritisierte außerdem die Rückführung von Asylsuchenden nach Libyen. Die Migranten würden in Lager gebracht und oft misshandelt und missbraucht, sagte ein Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros am Freitag in Genf. Er betonte, dass das Libyen kein sicheres Land für die Rückführung von Flüchtlingen sei. In demm Kriegsland werde die schon angespannte Menschenrechtslage immer prekärer. Mindestens 284 Zivilisten seien in diesem Jahr bereits ums Leben gekommen.

Rund 14.500 Menschen erreichten Italien und Malta nach Angaben der Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bis zum 18. Dezember über die zentrale Mittelmeerroute. Vor einem Jahr waren es im selben Zeitraum gut 24 000 Menschen gewesen. Gut 60.000 Migranten kamen über Griechenland nach Europa – fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr – und rund 25.000 über Spanien. Insgesamt waren es mit Ankömmlingen auf Zypern bis zum 18. Dezember knapp 107.000 Migranten, nach knapp 113.000 im selben Zeitraum 2018. (red, APA, 20.12.2019)