Transparent mit der 2003 gestürzten Saddam-Statue auf dem Bagdader Firdaus-Platz,

Foto: APA/AFP/SABAH ARAR

Bagdad – Kurz bevor die Frist für die Ernennung des neuen irakischen Ministerpräsidenten abläuft, sind am Sonntag tausende Iraker zu erneuten Protesten auf die Straße gegangen. Die Demonstranten blockierten Straßen und öffentliche Gebäude in der Hauptstadt Bagdad sowie mehreren Städten im Süden des Landes.

Die Menschen protestieren gegen die in ihren Augen korrupte und dem Iran hörige Regierung. Am Sonntag müssen der irakische Präsident Barham Saleh und Parlamentspräsident Mohammed al-Halbussi den Namen des neuen Ministerpräsidenten vorschlagen, nachdem sie die Frist seit Dienstag immer wieder verschoben hatten. Die proiranischen Parteien im Parlament machen Druck, dass der ehemalige Bildungsminister Kussai al-Suhail das Amt übernimmt.

Protest gegen iranischen Einfluss

"Das ist genau das, wogegen wir protestieren – iranische Kontrolle über unser Land", sagte der 24-jährige Student Hueida der Nachrichtenagentur AFP auf dem Tahrir-Platz in Bagdad. Die Demonstranten lehnen al-Suhails Kandidatur kategorisch ab, genauso wie jeden aus dem weiteren politischen Feld, das seit der Absetzung des Diktators Saddam Hussein im Jahr 2003 im Amt ist.

Trotz des Einsatzes massiver Gewalt durch die Sicherheitskräfte gingen seit Anfang Oktober hunderttausende Menschen im Irak auf die Straße, um gegen die politischen Eliten zu protestieren. Rund 460 Menschen wurden seitdem getötet. Der Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Abdel Adel Mahdi Ende November konnte den Unmut nicht dämpfen, die Demonstranten fordern den Austausch der gesamten Eliten und eine Reform des politischen Systems. (APA, AFP, 22. 12. 2019)