ÖVP-Wähler: Glücklich, auch wenn es nicht um Politik geht.

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Linz – Alles in allem entwickelt sich Österreich in die richtige Richtung – 43 Prozent von 1.598 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten haben in den Dezember-Umfragewellen des Linzer Market-Instituts für den STANDARD den allgemeinen Kurs des Landes befürwortet. 38 Prozent meinen, dass sich Österreich nicht richtig entwickle. Der Rest kann sich nicht entscheiden.

Die 43-prozentige Zustimmung ist im langjährigen Vergleich ein hoher Wert, seit der Nationalratswahl ist er ziemlich konstant.

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Die Frage nach der Entwicklung des Landes ist eine unserer Einstiegsfragen, gemeinsam mit jener nach allgemeinem Optimismus und nach dem individuellen Glücksgefühl. Die Befragten sind also noch nicht auf politische Themen eingestimmt, ihre Antworten unterscheiden sich aber klar nach der Parteipräferenz, die wir erst zu einem späteren Zeitpunkt erheben."

Entlang von Parteilinien

So sagen 61 Prozent der ÖVP-Anhänger und 48 Prozent der Grünen-Anhänger, dass sich das Land gut entwickle – jene, die sich später als Wählerinnen und Wähler der SPÖ deklarieren, sagen mit einer absoluten Mehrheit von 52 Prozent, dass sich das Land auf dem falschen Kurs befinde. Die Freiheitlichen sagen das sogar zu 71 Prozent.

Ähnlich verlaufen die Unterschiede, wenn man die Aussagen zum persönlichen Glücksgefühl nach Parteipräferenzen filtert: Wie die Grafik zeigt, sind ÖVP- und Grünen-Wähler überdurchschnittlich stark geneigt, jemandem recht zu geben, der sie als glücklich bezeichnen würde.

Pfarrhofer: "Eine ähnliche Beobachtung haben wir auch vor einem Jahr gemacht. Da gab es noch deutlich weniger erklärte Anhänger der Grünen, aber diese haben sich in ähnlicher Weise glücklich gefühlt wie die ÖVP-Wähler."

Unglückliche Blaue

Andersherum: Es sind vor allem Wähler der FPÖ, die sich eher unglücklich (23 Prozent) oder gar völlig vom Glück verlassen fühlen. Dieser Trend hat sich seit dem Vorjahr deutlich verstärkt – und Pfarrhofer verweist nochmals auf die Grafik, die ein ähnliches Muster bei Freiheitlichen und Nichtwählern beziehungsweise Unentschlossenen zeigt: "Die FPÖ inszeniert sich oft als Rächer der Benachteiligten – und die sind in der eigenen Wählerschaft ähnlich verteilt wie in der Gruppe der Unentschlossenen. Es ist also durchaus möglich, dass die FPÖ, die im Jahr 2019 erlebt hat, wie bisherige FP-Wähler nicht wählen gehen, diese wieder zurückgewinnen kann."

Nur in diesen beiden Segmenten von Wahlberechtigten gibt es auch deutliche Mehrheiten, die sich der Aussage anschließen, dass das Jahr 2019 für sie finanziell schlecht gelaufen sei. In der gesamten Bevölkerung sagen jeweils 20 Prozent, dass sich 2019 ihre finanzielle Situation verbessert beziehungsweise verschlechtert habe. 60 Prozent sehen keine wesentlichen Unterschiede.

Kurz und seine ÖVP im Höhenflug

Was die jüngste Umfragewelle aus der Vorweihnachtswoche ebenfalls zeigt: Die ÖVP liegt in der hochgerechneten Sonntagsfrage mit 39 Prozent weiter über ihrem Wahlergebnis (37,5 Prozent), auch die Grünen würden bei einer Wahlwiederholung zulegen, von 13,9 auf 16 Prozent. Seit Anfang Dezember liegen die Grünen knapp vor der FPÖ (jetzt 14 Prozent) auf dem dritten Platz – aber weiterhin deutlich hinter der SPÖ, die auf hochgerechnet 19 Prozent käme, was gegenüber der Wahl ein Minus von zwei Prozentpunkten bedeutet.

In der (theoretischen) Kanzlerfrage liegt Sebastian Kurz mit 43 Prozent noch besser als zu Monatsbeginn. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner kommt nur auf acht Prozent, vor einem Jahr hatte sie 25. Jetzt liegt sie hinter Beate Meinl-Reisinger von den Neos, die von neun Prozent zur Kanzlerin gewählt würde. Hochgerechnet kommen die Neos auf zehn Prozent.

Eines gibt Pfarrhofer aber zu bedenken: "Wenn sich die Koalitionsverhandlungen noch lange ziehen oder wenn sie am Ende gar scheitern, dann würde die Zustimmung zu ÖVP und Grünen stark leiden." (Conrad Seidl, 26.12.2019)