Der Historikerbericht der FPÖ umfasst rund 700 Seiten.

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Autorin Laila Mirzo taucht auch immer wieder im Umfeld der Identitären auf.

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Nach langer Suche hat die FPÖ für ihren Historikerbericht auch zwei Forscher aus Israel gewinnen können. Sie waren schon 2012 auf den damaligen Obmann Heinz-Christian Strache getroffen, als dieser nach Israel gereist war. Beide sind auch in Israel umstritten und gelten als Hardliner von rechts außen.

Mordechai Kedar untersuchte für den Bericht, wie sich die FPÖ im Nationalrat etwa zu Themen wie Restitution verhalten hat. Er stellt dar, dass Nazis "sehr freundlich" gegenüber Muslimen gewesen seien und dass der "Kampf gegen politischen Islam" daher gar keine Kontinuität der freiheitlichen Nazi-Vergangenheit sein könne. "Ich hoffe, dass jüdische Menschen und Israel in Zukunft die FPÖ als Freund und Verbündeten sehen", schließt Kedar.

Langjähriger Geheimdienstmitarbeiter

Der langjährige Geheimdienstmitarbeiter stand in Israel mehrfach in der Kritik. Er behauptete etwa, dass nicht Igal Amir, sondern ein unbekannter Attentäter den einstigen Premierminister Jitzchak Rabin ermordet hat. Das Rabin-Zentrum nannte Kedar einen "kranken Verschwörungstheoretiker". Dieser meinte auch, dass man Jihadisten weniger mit Gewaltdrohungen von Attentaten abhalten könne, als wenn man zur Vergeltung deren Mütter und Schwestern vergewaltigte. Später bezeichnete Kedar seine Aussage als "Versuch, die Gedankenwelt der Selbstmordattentäter zu beschreiben", der Vorschlag sei keinesfalls ernst gemeint gewesen.

Der zweite israelische Wissenschafter ist der 84-jährige Raphael Israeli. Er ist Experte für arabische und chinesische Geschichte. Sein etwas FPÖ-kritischerer Text beschäftigt sich ebenfalls mit dem Verhalten der Freiheitlichen in Fragen wie Restitution, Amnestie und Entschädigungen für NS-Opfer. Auch Israeli wird Islamfeindlichkeit vorgeworfen: Er schlug 2017 vor, israelische Araber in Camps zu internieren – als Vorbild nennt er das heute als rassistisch und ungerecht beurteilte Verhalten der US-Regierung gegenüber japanischen Einwanderern im Zweiten Weltkrieg.

Islamkritikerin mit Nähe zu Identitären

"Über den Umgang der FPÖ mit dem Islam" schrieb Laila Mirzo. Sie wird in der Einleitung als "eine der profiliertesten Islamkritikerinnen im deutschsprachigen Raum" bezeichnet. Wissenschaftlich in dem Bereich geforscht hat Mirzo nie. Dafür taucht sie wiederholt in internen, vom Verfassungsschutz beschlagnahmten Unterlagen der Identitären Bewegung auf. In Sitzungsprotokollen der rechtsextremen Gruppe heißt es: "Facebook – Übernimmt Laila inhaltlich", oder: "Pressearbeit Laila: Hat Pressekontakte, kann auch als Kamerafrau bei Aktionen dabei sein, schreibt unsere themenbezogenen Posts/ Artikel mit den Themen, die ihr zugetragen werden".

Mirzo tauchte auch auf der Spenderliste der Identitären auf. Inhaltlich ist ihr Beitrag keine kritische Aufarbeitung der freiheitlichen Geschichte, sondern eine Glorifizierung der scharfen Islamkritik in der FPÖ. "Da derzeit die Freiheitliche Partei als einzige gegen den 'politischen Islam' konsequent und kontinuierlich mit Initiativen und Aufklärung auftritt, ist ihre Arbeit essenziell für die Bewahrung des gesellschaftlichen Friedens und den Schutz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit", heißt es beispielsweise.

Mirzo ist vor allem in rechtsextremen Medien zu lesen, etwa im FPÖ-nahen oberösterreichischen Wochenblick. Die Jüdische Rundschau, für die sie auch schreibt, ist eine Rechts-außen-Postille mit oft AfD-freundlichen Positionen.

Übereinstimmungen mit Wikipedia

Trotz des langen Wartens auf den Historikerbericht blieb offenbar nicht genug Zeit, um reihenweise Tipp- und Rechtschreibfehler herauszufischen. In dem Text von FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, in dem er "Einzelfälle" entkräften will, steht zehnmal in Klammern "unbestätigt". Hier sollten wohl noch Behauptungen geprüft werden, bevor der Text erscheint. "Plagiatsjäger" Stefan Weber fand zudem "Übereinstimmungen" mit Wikipedia. (Fabian Schmid, 26.12.2019)