Die Zustände in Moria sind katastrophal.

Foto: Adelheid Wölfl

Das Lager Moria auf Lesbos ist seit 2015 ein sogenannter Hotspot der Migrationskrise. Demnach sollen Migranten "unverzüglich in ein Asylverfahren weitergeleitet" und Asylanträge "schnellstmöglich" bearbeitet werden. Jene, die keinen Schutz benötigen, sollen in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden. Tatsächlich warten die Migranten hier monatelang auf ein Interview, ein Asylverfahren kann Jahre dauern. Das Hotspotsystem funktioniert nicht, weil der griechische Staat nicht über ausreichend Beamte verfügt und die Krise weiter anwächst.

Migrationskrise

Die EU unterstützte Griechenland von 2015 bis 2019 mit über zwei Milliarden Euro zur Bewältigung der Migrationskrise. Ab 2017 haben die griechischen Behörden das Management des Lagers vom UN-Flüchtlingshilfswerk übernommen – seither geht das Geld wieder direkt an die Regierung. In Moria kann jedoch jeder sehen, dass die griechischen Behörden dieser Aufgabe nicht gewachsen sind.

Familien mit teils sehr kleinen Kindern sind Nässe und Kälte ausgesetzt und erhalten zu wenig Medizin und Schutz vor Gewalt. Um diese Menschen vor der Gefährdung ihres Lebens zu schützen, müsste entweder eine professionelle Organisation wieder die Leitung übernehmen, oder die Leute müssten aus Moria weggebracht werden. In Deutschland wird nun Gott sei Dank debattiert, Familien zu evakuieren. Wenn man nicht reagiert, ist das jedenfalls nicht nur fahrlässig, sondern auch menschenrechtswidrig und barbarisch (Adelheid Wölfl, 26.12.2019)