RYOYU KOBAYASHI (JAPAN)

23 Jahre, 4. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 1. (2018/19)

Kein Zweifel: Die vergangene Saison war eine traumhafte für Kobayashi. Ohne Weltcup-Sieg ging er in den Winter, mit 13 Siegen kam er wieder raus – vier davon holte "Roy" bei der Tournee, die er als dritter Springer mit dem Grand Slam gewann. Dass der Modefreak aus Hachimantai nach einem solchen Lauf ein wenig ins Stottern geriet, war fast zwangsläufig, doch er stotterte auf hohem Niveau: Nach Plätzen zwischen drei und sechs gelang ihm im fünften Saisonspringen Mitte Dezember in Klingenthal der erste Sieg, auch die Generalprobe in Engelberg gewann er – Kobayashi ist wieder der große Tournee-Favorit.

Ryoyu Kobayashi geht als Titelverteidiger in die Tournee.
Foto: APA/AFP/FABRICE COFFRINI

STEFAN KRAFT (ÖSTERREICH)

26 Jahre, 9. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 1. (2014/15)

In Österreichs Team war eigentlich nur die Inkonstanz konstant – mit Ausnahme von "Krafti": Der Pongauer springt seit seinem Durchbruch vor fünf Jahren, als er auch die Tournee gewann, beständig auf höchstem Niveau. Auf den ganz großen Sieg wartet der Bayern-München-Fan allerdings seit seinem WM-Doppelgold 2017 in Lahti – die Zeit scheint wieder reif für Österreichs bislang letzten Tourneechampion.

DANIEL ANDRE TANDE (NORWEGEN)

25 Jahre, 6. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 3. (2016/17)

Der vergangene Winter war einer zum Vergessen für den Skiflug-Weltmeister von 2018. Nach Krankheit in der Vorbereitung und einhergehendem Gewichtsverlust quälte sich der einstige Sonnyboy über die Schanzen, Platz 35 belegte Tande im Gesamtweltcup. Das Tief schien nun überwunden, zum Saisonstart gab es zwei Siege – doch dann traf Tande in Klingenthal der wild gewordene Ski eines Vorspringers am Knöchel. Ist Pechvogel Tande, der 2017 in Bischofshofen verblasen wurde und unglücklich den Tourneesieg verlor, gänzlich fit, springt er um den Vierschanzen-Sieg mit.

KAMIL STOCH (POLEN)

32 Jahre, 15. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 1. (2016/17, 2017/18)

Bei König Kamil ist die Dominanz der Konstanz gewichen. Zu Siegen fehlen dem erfolgreichsten Skispringer des vergangenen Jahrzehnts immer öfter die letzten Meter, auf seinen Lieblingsschanzen – wie zuletzt beim Triumph in Engelberg – kann es Polens Superstar aber noch richtig krachen lassen. Siegesserien sind selten geworden, doch Stochs große Stärke ist, dass er nie wirklich schwach springt. Gibt es keinen überlegenen Abräumer, kann Stoch zum ältesten Vierschanzentournee-Sieger seit Sepp Bradl werden, der die Premiere 1953 mit fast 35 Jahren gewann.

KARL GEIGER (DEUTSCHLAND)

26 Jahre, 8. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 11. (2017/18, 2018/19)

In Oberstdorf ist der "Karle" zu Hause, doch richtig heimisch wurde der Allgäuer bei der Tournee noch nicht – zwei elfte Gesamtplätze und ein siebenter Rang 2018 in Garmisch-Partenkirchen sind eigentlich viel zu wenig für einen Springer seiner Konstanz. Im Vorjahr reiste Geiger als Generalprobensieger in Engelberg zur Tournee, dort lief es wieder nicht. "Daran muss ich arbeiten, das soll besser werden", sagt er nun. Das Zeug dazu hat er.

Stefan Kraft konnte die Tournee 2014/15 gewinnen.
Foto: EPA/URS FLUEELER

MARKUS EISENBICHLER (DEUTSCHLAND)

28 Jahre, 8. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 2. (2018/19)

Keine Ergebnisse? Kein Problem! Erst einen einzigen Podestplatz holte Markus Eisenbichler in der Saisonphase vor der Tournee. Auch im Vorjahr hatte der "Eisei" bis zum letzten Springen vor dem Höhepunkt zum Jahreswechsel eine 10 als beste Platzierung im dürftigen Portfolio, wurde dann Tourneezweiter und etwas später Dreifach-Weltmeister. Und weil die Tournee ihre eigenen Gesetze hat, muss der grandios verpatzte Saisonstart des Urbayern gar nichts bedeuten – zumal die vier Schanzen zu seinen Lieblingsstartbahnen gehören.

DAWID KUBACKI (POLEN)

29 Jahre, 10. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 4. (2018/19)

Andere hätten vielleicht schon ihre Bretter zersägt: Obwohl Dawid Kubacki seit jeher ein außergewöhnliches Talent attestiert wurde, waren seine ersten zehn (!) Weltcup-Saisons eine Reihung von Rückschlägen und Schluffigkeiten. Irgendwann hatte Kubacki aber von Frust und Mittelmaß genug, berappelte sich – und seitdem läuft es: 2017 WM-Gold mit Polens Team, eine Saison darauf das erste Weltcup-Podest, 2019 der erste Weltcup-Sieg und der Weltmeistertitel im Einzel von der Normalschanze. Polens Nummer 1b hat sich im reifen Alter endlich neben dem großen Kamil Stoch emanzipiert.

PETER PREVC (SLOWENIEN)

27 Jahre, 11. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 1. (2016/17)

Da war dieser eine gigantische Winter: Sagenhafte 15 Springen gewann "Peter der Große" in der Saison 2015/16, drei davon bei der Tournee, als er Severin Freund den Gesamtsieg wegschnappte. Nur: Nach seiner Traumsaison gewann Prevc nur noch ein einziges Mal. Sloweniens Idol war nie ganz weg, nie ganz schlecht, aber auch selten nach seinen Maßstäben richtig gut. Das Potenzial, auf einmal wieder zu dominieren, schlummert im ersten 250-m-Flieger der Geschichte aber immer noch.

Prevc trug sich 2016/17 in die Siegerliste ein.
Foto: EPA/ALEXANDRA WEY

PHILIPP ASCHENWALD (ÖSTERREICH)

24 Jahre, 3. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 34. (2018/19)

Der Aufschwung von Österreichs Adlern lässt sich beispielhaft an Philipp Aschenwald nachvollziehen. Der Zillertaler galt als hoffnungsloses Talent, vor 2019 hatte er nicht eine Top-10-Platzierung im Weltcup erreicht. Doch Aschenwald blieb beharrlich, der neue Nationaltrainer Andreas Felder machte den klassischen Zweite-Reihe-Springer in beeindruckendem Tempo zum Topmann. In Kuusamo und Nischni Tagil flog Aschenwald auf das Podest und ins Rampenlicht. Und dass man als Österreicher fast aus dem Nichts zum Tourneesieg fliegen kann, hat Thomas Diethart 2013/14 bereits bewiesen.

GREGOR SCHLIERENZAUER (ÖSTERREICH)

29 Jahre, 12. Tournee-Teilnahme, beste Platzierung: 1. (2011/12, 2012/13)

Das könnte eine zünftige Doppelparty werden: Am 7. Januar wird Gregor Schlierenzauer 30 Jahre alt, einen Tag zuvor geht in Bischofshofen die Vierschanzentournee zuende. Dass "Schlieri", der von den vier jüngsten Tourneen nur eine beendet hat (2017/18 auf Platz 26), mit einem positiven Ausgang der Wettkampfserie in Verbindung gebracht wird, ist ein mittleres Wunder. In seinem ersten Springerleben bis 2015 wurde er zum Weltcup-Rekordsieger, im zweiten dann zum waidwunden, physisch und psychisch erledigten Hüpfer von der traurigen Gestalt. Jetzt, im dritten Springerleben, scheint die Maschine aus Fulpmes unter Anleitung von Ex-Bundestrainer Werner Schuster den Sinn des Fliegens wiedererkannt zu haben – und das kann groß werden. (sid, 27.12.2019)