Die Ausschüttungen der Firmen an ihre Aktionäre sind recht erfrischend.

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Wien – In den vergangenen Monaten haben sich die Signale zwar verdeutlicht, dass die Konjunktur zu schwächeln beginnt. Doch die heimische Unternehmenslandschaft ist für eine Flaute gut gerüstet, zeigt ein Blick in die Bilanzen. Die Arbeiterkammer hat für das "Unternehmensradar" 800 Jahresabschlüsse großer operativer Kapitalgesellschaften unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die analysierten Gesellschaften in den Jahren 2016 bis 2018 eine "hervorragende wirtschaftliche Entwicklung" gezeigt haben.

Hohe Gewinne

Die Unternehmen erweisen sich demnach als besonders ertragsstark, rentabel und für den einsetzenden Konjunkturabschwung – aber auch generell für Krisensituationen – gut gerüstet. Positiv hervorgehoben wird, dass in den vergangenen zwei Jahren auch wieder in größerem Ausmaß investiert wurde. Auch die Steuerleistung – gemessen am Umsatz – bleibt auf niedrigem Niveau, sodass sich aus Standortsicht keine triftigen Gründe erkennen lassen, um beim Steuerwettbewerb nach unten mitzumachen, heißt es in der AK-Erhebung. Die Details:

  • Gewinnmarge: Diese Kennzahl der österreichischen Großunternehmen hat sich 2018 (im Vergleich zu 2017) zwar etwas reduziert – im Schnitt ergeben sich aber gut 4,8 Prozent Gewinn allein aus dem Kerngeschäft. Damit bleiben den Unternehmen im Schnitt von 100 Euro Umsatz knapp fünf Euro Gewinn.
  • Eigenkapitalrentabilität Mit dieser Kennzahl kann die Entwicklung der Ertragslage aus Investorensicht gemessen werden. Die Zahl gibt an, ob es lukrativ ist, zu investieren. 2018 lag die Eigenkapitalrentabilität im Schnitt bei "hervorragenden 14,3 Prozent", heißt es in der Studie. Beim besten Viertel lag die Kennzahl gar jenseits von 28 Prozent. Angesichts des anhaltenden Nullzinsumfelds bleibt es damit vorteilhaft, Kapital in österreichische Firmen zu investieren.
  • Liquidität Die liquiden Mittel der großen Unternehmen bezeichnet die AK als "durchwegs hervorragend". Der Schnitt liegt bei 116,7 Prozent. Als Lehre aus der Finanzkrise haben die Unternehmen ihre Zahlungsfähigkeit deutlich verbessert. Sollte es zu finanziellen Engpässen kommen, sind die Firmen gut aufgestellt. Nur fünf Prozent der großen Gesellschaften liegen unter der 50-Prozent-Schwelle und verfügen damit über eine deutlich zu geringe Ausstattung an liquiden Mitteln.
  • Eigenkapitalquote Mit einer Quote von im Schnitt 38,7 Prozent gibt es auch beim Eigenkapital keine Kritik der Arbeiterkammer. Lediglich 3,8 Prozent der untersuchten Unternehmen liegen unter der im Unternehmensreorganisationsgesetz (URG) definierten kritischen Marke von acht Prozent.
  • Ausschüttungen Am Erfolg der Unternehmen dürfen sich auch die Anteilseigner freuen. Die Ausschüttungsquote lag zuletzt mit 80 Prozent auf "sehr hohem Niveau". Vier Fünftel der erwirtschafteten Gewinne werden an die Eigentümer abgeführt. Oder anders gesagt: "36,6 Prozent dessen, was die 800 Unternehmen an Bruttolöhnen und -gehältern zahlen, wird ausgeschüttet", kritisiert AK-Experte Markus Oberrauter. Besser wäre es, hier verstärkt in die Aus-und Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren sowie die Löhne und Gehälter anzuheben. Dann könnten Fachkräfte auch besser gehalten werden und man würde dem Fachkräftemangel entgegenarbeiten. (Bettina Pfluger, 28.12.2019)