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Foto: Reuters/ Amanda Perobelli

Wien/ Salvador – Der brasilianische Mischkonzern Odebrecht ist in einen der größten Korruptionsskandale Lateinamerikas verwickelt und hat Schulden in Milliardenhöhe. Er betreibt auch Niederlassungen in Österreich. Gegen eine dieser Gesellschaften, die Odebrecht E&P GmbH, wurde von den Gläubigerbanken nun ein Insolvenzantrag gestellt. Diese Informationen hat die "Presse" am Freitag veröffentlicht.

Politisches Beben in Lateinamerika

Der Odebrecht-Konzern soll jahrelang Hunderte Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt haben, um lukrative Staatsaufträge zu bekommen. 2016 bekannte sich Odebrecht in den USA schuldig und nahm eine Strafe in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar hin. In Lateinamerika löste der Skandal ein politisches Beben aus, ermittelt wird gegen Hunderte Politiker, Unternehmer und Beamte. Im Sommer meldete die brasilianische Odebrecht S.A. und eine Reihe von Tochtergesellschaften Insolvenz an – mit Schulden in Höhe von 51 Mrd. Reais (11,67 Mrd. Euro).

Fehlende Liquidität

Der Anwalt Paul Doralt ist Geschäftsführer von 20 Odebrecht-Niederlassungen in Österreich. Er bestätigt am Freitag gegenüber dem "Ö1-Mittagsjournal" den Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal des Mutterkonzerns. Ihm zufolge können Millionen-Kredite der Deutschen Bank und ING, die für ein Infrastrukturprojekt in Peru aufgenommen worden waren, nicht mehr bedient werden. "Das mussten wir abschreiben", sagte Doralt. Das Projekt soll durch Schmiergeld an Land gezogen worden sein.

Auswirkungen auf Österreich habe die Pleite nicht, so Doralt. Die Odebrecht E&P GmbH habe keine Mitarbeiter und fungiere nur als Eigentümer für Firmen in Angola, Peru und Venezuela – aus Steuergründen.

Der Fortbestand der Odebrecht E&P GmbH wurde bereits in den letzten Jahresberichten als unsicher bezeichnet. Im Bericht von 2018, der im heurigen Herbst eingereicht wurde, wurde das Eigenkapital der Gesellschaft negativ ausgewiesen. Laut dem letzten im "Wirtschafts-Compass" veröffentlichten Lagebericht reiche die Liquidität nicht aus, um die Verbindlichkeiten der Gesellschaft zu begleichen. "Es sind daher sämtliche Tatbestände für eine Anmeldung der Insolvenz der Gesellschaft erfüllt", heißt es. In der letzten Bilanz machten die Schulden 117 Mio. Euro aus.

Einstweilige Vorkehrung

Weil der Insolvenzantrag begründet ist, hat das Handelsgericht Wien eine sogenannte Einstweilige Vorkehrung getroffen. Diese verbietet "alle Handlungen, die nicht zum gewöhnlichen Unternehmensbetrieb gehören" sowie Rechtshandlungen und Verfügungen über die Beteiligungsgesellschaften (Odebrecht Oil and Gas Angola Limited, Odebrecht E&P Espana S.L.U. und die Odebrecht Latinvest Peru S.A.C.).

Die Odebrecht-Korruptionszahlungen seien zu einem Großteil über Meinl Banken auf Antigua gelaufen, berichteten die beiden Medien. Einen Zusammenhang zu den Odebrecht-Niederlassungen in Österreich gibt es laut Doralt nicht. (APA, 27.12. 2019)