"Wenn die Informationen stimmen ist etwas Unglaubliches am Laufen", sagt Anne Gerling (Antje Traue) in ihr Aufnahmegerät. Kurze Zeit später ist sie nicht mehr am Leben. Die erfolgreiche Aufdeckerjournalistin wird nach einem Autounfall tot aufgefunden, Genickbruch. Schon bald ist klar, dass es sich um Mord handelt. Die Kommissare Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) übernehmen die Ermittlungen im aktuellen "Polizeiruf 110" mit dem Titel "Tod einer Journalistin", Sonntag, 20.15 Uhr, ARD.

Gerling hat Umweltskandale aufgedeckt, zur Müllmafia recherchiert, zuletzt verfolgte sie eine Spur rund um illegale Machenschaften des Energiekonzerns Ergatome. Das Unternehmen will im deutsch-polnischen Grenzland ein Atomkraftwerk bauen und kämpft gerade vor Gericht gegen den Widerstand von Umweltverbänden und Anwohnern um die Baugenehmigung. " Jamal Khashoggi Daphne Caruana Galizia, Jan Kuciak, und jetzt Anne", sagt ihr Vater. "Journalisten mitten in Europa sind vogelfrei, zum Abschuss freigegeben".

Lukasz Franczak (Maciej Stuhr), der zuständige Richter im Prozess, kannte die Journalistin. Hatte er ihr Hintergrundinformationen zum Prozess gegeben? Immer tiefer dringen Lenski und Raczek in die kriminellen Verstrickungen von Politik, Wirtschaft und Justiz vor – bis die Kommissare selbst ins Fadenkreuz der Mächtigen geraten.

ARD, RBB

Der Film sei "handwerklich ordentlich erzählt, die Ermittler Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) lösen ihren Fall statt parallel Spurensicherung in der eigenen Seele zu betreiben", schreibt Cornelius Pollmer in der "Süddeutschen Zeitung", "zudem verhandelt der Film vor allem in Person des Richters Lukasz Franczak (Maciej Stuhr) Fragen von zeitloser Wichtigkeit: Inwieweit sind "das Gute" und "das Böse" systemisch? Wo beginnt persönliche Verantwortung und wo endet sie? Sowie, für alle, die es noch komplizierter mögen: Kann man Opfer solcher Umstände werden, deren Eintreten man selbst befördert hat?"

ARD, RBB

"Spannender Fall, realistische und interessante Hintergrundgeschichte und starke Protagonisten. Der "Polizeiruf 110: Tod einer Journalistin" hat eigentlich alles, was einen guten Krimi ausmacht", heißt es auf stern.de. "Die angespannte politische Lage zwischen Deutschland und Polen wird nachvollziehbar in die Geschichte eingewoben und trägt den Film von der ersten bis zur letzten Minute. Ebenfalls nachvollziehbar wird die kritische Verflechtung zwischen Wirtschaft, Justiz und Politik dargestellt, dabei kommen die Autoren ganz ohne billige Verschwörungstheorien aus."

ARD, RBB

"Die Folge scheitert an ihrem großen Anspruch, aktuelle Themen wie Angriffe auf investigative Journalisten, den Umgang mit Whistleblowern und die Gefahren durch Kernkraftwerke miteinander zu vermischen, und geht letztlich nicht sehr weit über die platte Ermittlerfrage «Wo waren Sie zwischen . . .» hinaus. Solch eine Trägheit steht Lenski und Raczek nicht gut zu Gesicht", urteilt Inna Hartwich in der "Neuen Zürcher Zeitung". (red, 29.12.2019)

ARD, RBB