Es ist der schlimmste Anschlag in Somalia seit mehr als zwei Jahren: Bei der Explosion eines mit Sprengstoff beladenen Lasters sind am Samstag in der Hauptstadt Mogadischu fast hundert Menschen gestorben. Die Opferzahl könnte sich sogar noch weiter erhöhen. Wegen der massiven Verwüstungen konnten noch nicht alle Opfer identifiziert werden, die bei dem Anschlag während der morgendlichen Rushhour ermordet worden waren. Mindestens 90 weitere Menschen wurden bei der Tat teils schwer verletzt, viele Gebäude in der Umgebung wurden beschädigt. Bekannt hat sich zur Tat zunächst niemand: Alle Zeichen deuten aber auf eine Urheberschaft der islamistischen Terrormiliz al-Shabaab hin, die schon mehrere ähnliche Anschläge verübt hat.

Vergeltungsschlag durch US-Drohnen

In der Folge wurden bei Drohnenangriffen am Sonntag mehrere Führungsmitglieder der Terrormiliz getötet. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus somalischen Geheimdienstkreisen. Die Angriffe seien eine Reaktion auf den Bombenanschlag gewesen. Die US-Kommandozentrale für Einsätze in Afrika (AFRICOM) bestätigte zudem am Sonntag, dass Drohnen des US-Militärs eingesetzt wurden und die Vergeltungsangriffe nach dem Sprengstoffanschlag in Mogadischu mit der Regierung des ostafrikanischen Landes abgestimmt worden seien. Das US-Militär stuft Al-Shabaab als "weltweite Bedrohung" ein und geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Miliz auch Anschläge in den USA plant.

Die Attacken seien in den Orten Qunyo Barrow und Caliyoow Barrow erfolgt, hieß es weiter. Dabei seien auch zwei Fahrzeuge der Miliz zerstört worden. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen. Die USA und die somalische Regierung würden den Druck auf die Miliz weiter erhöhen, um diese an der Planung neuer Anschläge zu hindern, kündigte das Afrika-Kommando an.

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Wie viele Menschen beim Anschlag in Mogadischu getötet wurden, ist wegen der massiven Verwüstungen noch nicht ganz klar.
Foto: Reuters / Feisal Omar

Erinnerung an Oktober 2017

Ähnlich hatte die Gruppe etwa auch nach dem bisher schlimmsten Terroranschlag des Landes gehandelt, als deren Urheber sie gleichfalls vermutet wird: jenem vom Oktober 2017, als bei der Explosion eines Lasters in der Nähe mehrerer Tankstellen mehr als 500 Menschen umgekommen waren. Damals hatte der Anschlag aus Sicht der al-Shabaab sein Ziel verfehlt: Die Folge waren massive Demonstrationen gegen die Islamisten, die in den folgenden Monaten ein Einfluss verloren.

Der Angriff vom Wochenende gilt hingegen als besonders übles Vorzeichen. Die al-Shabaab, die immer noch Teile des Landes kon trolliert, hat bewiesen, dass sie weiterhin in der Lage ist, große Anschläge im Herzen der Hauptstadt durchzuführen. Das überrascht einige Analytiker, die davon ausgegangen waren, dass der Griff der Regierung auf die Sicherheitskräfte mittlerweile stark genug sei, um Blutvergießen in diesem Ausmaß verhindern zu können.

Staatspräsident Mohamed Abdullahi Farmaajo nannte die Täter "Feinde der Menschenwürde", deren einziges Ziel des Töten von Menschen sei. Er forderte seine Bürger zum Zusammenhalt gegen die Radikalislamisten und zum Kampf gegen al-Shabaab auf.

Internationales Entsetzen

Auch international sorgte der Terroranschlag für Entsetzen. UN-Generalsekretär António Guterres sprach in New York von einem schrecklichen Verbrechen, dessen Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Papst Franziskus forderte zum Gebet für die Opfer auf, EU-Ratspräsident Charles Michel kündigte die fortgesetzte Unterstützung der EU für den Kampf gegen den Terror in Somalia an. Auch Österreichs Kanzlerin Brigitte Bierlein kondolierte. Den verletzten Opfern wünschte sie eine baldige Genesung.

Die Türkei, die schon bisher um Einfluss in Somalia ringt, kündigte eine breite Hilfsaktion an. Sie flog am Sonntag 16 Verletzte aus, um sie von Spezialisten behandeln zu lassen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan bestätigte zudem, dass unter den Toten auch zwei Türken seien. Bei ihnen soll es sich nach Angaben aus Mogadischu um Ingenieure handeln. (mesc, 29.12.2019)