Proteste gegen die Regierung in Algier.

Foto: epa, MOHAMED MESSARA

Algier – Weil er den Gouverneur der algerischen Großstadt Constantine verleumdet haben soll, ist der Chefredakteur eines algerischen Internet-Radiosenders in Untersuchungshaft genommen worden. Abdelkrim Zeghileche sei unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe einem Haftrichter vorgestellt worden, sagte der Experte Kaci Tansaout von der Menschenrechtsgruppe CNLD.

Zengilheche ist darüber hinaus wegen "Beleidigung des Staatsoberhaupts" angeklagt. Die Klage stammt noch aus der Amtszeit des langjährigen algerischen Staatschefs Abdelaziz Bouteflika, der unter dem Druck von Massenprotesten im April zurückgetreten war.

Laut CNLD wurden seit Juni dieses Jahres fast 180 Demonstranten, Aktivisten und Journalisten in Untersuchungshaft genommen, die in Zusammenhang mit der Protestbewegung stehen. Den meisten wird demnach Zersetzung, Beleidigung der Armee oder Störung des öffentlichen Friedens vorgeworfen.

In Algerien gibt es seit Monaten Massendemonstrationen. Die Protestbewegung "Hirak" fordert weitreichende Reformen und die Schaffung demokratischer Institutionen. Die Präsidentschaftswahl Anfang Dezember, aus welcher der frühere Regierungschef Abdelmadjid Tebboune als Sieger hervorgegangen war, boykottierten die Demonstranten. (APA, 29.12.2019)