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Seit Ende Oktober wurden mehrere Raketenangriffe auf Anlagen im Irak verübt, auf denen US-Soldaten oder US-Diplomaten stationiert sind.

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Kirkuk – Bei US-Luftangriffen auf eine Iran-verbündete schiitische Miliz im Irak und in Syrien sind mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Insgesamt seien fünf Ziele der Kataib-Hisbollah-Brigaden angegriffen worden, teilte Pentagon-Sprecher Jonathan Hoffmann am Sonntag mit. Darunter Waffenlager und Kommandozentren. Der Chef der Miliz, Abu Mahdi al-Muhandis, schwor Rache, auch Teheran reagierte scharf.

Die Luftangriffe seien eine Reaktion auf die anhaltenden Attacken der schiitischen Miliz gegen US-amerikanische Truppen im Irak, teilte Hoffmann mit. Nach Angaben irakischer Sicherheitskreise und Milizen wurden mindestens 25 Kämpfer getötet und 55 verletzt. Unter anderem wurde eines der Hauptquartiere bei Al-Qaim, nahe der syrischen Grenze, getroffen.

Angriff auf US-Stützpunkt

Am Freitag waren bei einem Raketenangriff auf eine Militärbasis nahe Kirkuk ein US-Bürger – ein militärischer Subunternehmer – getötet und vier weitere verletzt worden. Die irakische Basis, auf der sich die US-Kräfte befanden, sei mit mehr als 30 Raketen angegriffen worden. Die Kataib-Hisbollah-Brigaden würden vom Iran unterstützt und hätten enge Beziehungen zu den iranischen Revolutionsgarden, sagte Hoffman.

US-Verteidigungsminister Mark Esper und Iraks Premierminister Adel Abdel Mahdi seien sich einig, die Angriffe der Miliz ein für allemal zu unterbinden. Die USA stehen an der Spitze der Operation "Inherent Resolve", die in Syrien und im Irak gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpft. Esper sagte am Sonntagabend (Ortszeit) in Florida, die Streitkräfte würden falls notwendig zusätzliche Schritte unternehmen, um weiteres feindseliges Handeln der vom Iran unterstützten Milizen zu unterbinden.

Dabei gehe es um die Selbstverteidigung der USA und eine abschreckende Wirkung auf Milizen im Irak sowie auf den Iran. Die von F-15-Kampfjets ausgeführten US-Luftangriffe seien "erfolgreich" verlaufen, teilte Esper mit. Die Piloten und die Maschinen seien sicher von den Einsätzen zurückgekehrt.

US-Präsident Donald Trump sei über die Luftangriffe der vergangenen Tage unterrichtet worden. Zudem seien "andere zur Verfügung stehende Optionen" besprochen worden, sagte Esper weiter. Neben Esper hatten auch Außenminister Mike Pompeo und Generalstabschef Mark Milley den Präsidenten an seinem Urlaubsort in Florida über die Luftschläge informiert – was die Bedeutung der jüngsten Angriffe unterstreicht.

Iran kritisiert Angriff als Terrorismus

Der Iran, der die von den USA attackierte Miliz sowie die schiitische Hisbollah im Libanon unterstützt, verurteilte am Montag den Luftangriff als Terrorismus. Die Hisbollah kritisierte in Beirut, die USA nähmen im Irak Gruppen ins Visier, von denen sie Unterstützung im Kampf gegen die radikal-islamische IS-Miliz erhalten hätten. "Mit diesen Angriffen hat Amerika seine feste Unterstützung für Terrorismus und seine Missachtung der Souveränität von Staaten gezeigt", erklärte ein iranischer Regierungssprecher am Montag. Die US-Regierung müssten "mit Konsequenzen für ihre illegalen Taten" rechnen.

"Das Blut der Märtyrer wird nicht vergeblich vergossen sein", sagte Milizen-Kommandant Abu Mahdi al-Mohandes bekannt ist. Er ist ein führender Kommandant der irakischen Volksmobilmachungskräfte, einer Dachorganisation meist schiitischer Milizen, die vom Iran unterstützt werden.

Angespannte politische Lage

Die vorwiegend schiitischen PMU waren im Kampf gegen den sunnitischen IS an vorderster Front beteiligt. Aufgrund der Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten im Irak ist die Stellung der mächtigen Milizen im Land allerdings umstritten. Bei Massenprotesten seit Oktober wird aber vor allem in den schiitischen Gebieten gegen den Einfluss des Iran im Irak protestiert. Bei weitem nicht alle Schiiten im Irak sind Iran-freundlich.

Seit Ende Oktober wurden mehrere Raketenangriffe auf Anlagen im Irak verübt, auf denen US-Soldaten oder US-Diplomaten stationiert sind. Niemand bekannte sich zu den Angriffen, die USA machten aber pro-iranische Milizen dafür verantwortlich. Ebenso werden jedoch die Milizen regelmäßig angegriffen, Israel, das auch regelmäßig iranische Ziele in Syrien angreift, wurde dahinter vermutet.

Die Beziehungen zwischen Washington und Teheran haben sich unter US-Präsident Donald Trump deutlich verschlechtert. Im Irak übt der Iran großen Einfluss aus und versucht, die Bildung einer neuen Regierung zu beeinflussen. Premierminister Adel Abdel Mahdi trat wegen der anhaltenden Proteste zurück, die Designierung eines neuen Premiers gestaltet sich jedoch schwierig. Weil die stärkste Gruppe im Parlament bisher keinen unabhängigen Kandidaten nominiert hat, droht auch Präsident Barham Salih mit Rücktritt. (APA, red, 30.12.2019)